Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

Grosbrilannien. (September 1.—Oktober.) 263 
„Morning Post“. Die meisten Blätter sprechen sich aber für die Annahme 
der Einladung aus. 
1. September. (Südwales.) Die seit dem April ausstän- 
digen Kohlengrubenarbeiter nehmen die Bedingungen der Arbeit- 
geber an. Die Arbeiter verzichten auf die Erhöhung des Lohnes. 
Anf. September. Gerüchte über ein Abkommen mit Deutsch- 
land. (Vgl. S. 155.) 
Durch die englische Presse gehen Nachrichten über ein deutsch-eng- 
lisches Bündnis und über eine Einigung über die deutschen und englischen 
Interessen in allen Weltteilen. Vornehmlich wird behauptet, daß Deutsch- 
land seine Zustimmung zur Abtretung der Delagoabai durch Portugal an 
England gebe und England freie Hand gegen Transvaal lasse. 
26. September. Die Königin ernennt den General Kitchener 
zum Peer von England. 
September. Oktober. Frankreich und England in der Faschoda- 
frage. (Vgl. Agypten.) 
Ueber die Besetzung Faschodas durch Marchand finden Verhand- 
lungen zwischen beiden Regierungen statt. — Am 9. Oktober veröffentlicht 
die englische Regierung ein Blaubuch darüber. Daraus geht hervor, daß 
der französische Minister des Aeußern Hanotaux im Dezember 1897 durch 
den englischen Botschafter Monson die Mitteilung erhielt, England gebe 
nicht zu, daß eine andere europäische Macht das Recht habe, irgend einen 
Teil des Nilthales zu besetzen. Am 9. September 1898 wies Lord Salis- 
bury den Botschafter Monson telegraphisch an, dem französischen Minister 
des Aeußern Delcassé mitzuteilen, daß alle bisher vom Khalifen beherrschten 
Gebietsteile durch das Recht der Eroberung an die britische und ägyptische 
Regierung übergegangen seien. England halte dieses Recht für ein un- 
diskutierbares. Monson richtete gleichzeitig an den Minister Delcassé die 
Anfrage, warum Frankreich die Expedition ausgesandt habe, welche, wie 
ihr bekannt war, von England als ein unfreundlicher Akt betrachtet werden 
würde. Er bemerkte dazu, die Lage am oberen Nil sei gefährlich. Eng- 
land sei festen Willens, an seinem Entschlusse festzuhalten und würde sich 
auf keinen Kompromiß einlassen. Delcassé erklärte ihm darauf, eine Ex- 
pedition Marchand gäbe es nicht. Marchand sei nur der Untergebene von 
Liotard. Der Minister führte als Grund für das französische Vorgehen 
an, daß Aegypten den Sudan verloren habe. 
Am 24. wird ein neues Blaubuch veröffentlicht, worin namentlich 
eine Unterredung zwischen Salisbury und dem französischen Gesandten in 
London vom 12. Oktober wichtig ist. Salisbury habe erklärt, Grund zu 
der Annahme zu haben, daß Marchand selbst zugebe, nicht nach Westen 
abmarschieren zu können. Courcel habe erwidert, Marchand könne ganz 
gut auf diesem Wege zurückkehren, wenn die Engländer es ihm gestatten 
würden. Salisbury habe erwidert, daß die Engländer ihn keineswegs 
daran hinderten. Courcel habe geantwortet, Marchand könne aber nicht 
ohne Lebensmittel abmarschieren. Darauf erklärte Salisbury, die Eng- 
länder würden Lebensmittel und Munition nur unter zwei Bedingungen 
liefern, nämlich erstlich, daß Marchand die Munition einzig und allein 
gegen die feindlichen Stämme verwende, welche ihn angreifen möchten, und 
daß er sich zweitens auf das Gebiet zurückziehe, welches England als 
französisches Territorium anerkenne, nämlich auf die Gegend jenseits der
	        
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