Erankreith. (November 7. — Dezember 6.) 287
wenn wir heute für die Räumung Faschodas eine Entschädigung verlangen
wollten. Man hat uns eine Erniedrigung aufzudrängen versucht; das
einzige Mittel, ihr zu entgehen, ist das, sie nicht durch ein späteres
Schachern zu bestätigen. Die Blätter, die den Augenblick für eine Er-
ledigung aller Streitfragen zwischen London und Paris für gekommen
halten, täuschen sich, denn wir haben soeben Gefühle Englands uns gegen-
über feststellen müssen, die nichts weniger als geeignet sind, uns dazu zu
ermutigen. Wir haben England unsere Freundschaft und Faschoda an-
geboten. Es hat uns erklärt, Faschoda genüge ihm. Schön! Indessen
gibt es Dinge, die man sich nicht zweimal sagen läßt, aber die erste Er-
innerung hält lange an.
7. November. (Paris.) Der Kassationshof verhört die
Kriegsminister Mercier, Billot und Cavaignac.
15. November. (Paris.) Der Kassationshof setzt den Mi-
nister für die Kolonien davon in Kenntnis, daß er eine gerichtliche
Verfügung erlassen hat, daß Dreyfus auf schnellem Wege von der
Revision seines Prozesses benachrichtigt und aufgefordert werde,
seine Verteidigungsmittel vorzubringen.
21. November. (Paris.) In der spanisch-amerikanischen
Friedenskommission fordern die Amerikaner Abtretung der Phi-
lippinen gegen 20 Millionen Dollars Entschädigung.
21. November. (Paris.) Frankreich und Italien schließen
einen Handelsvertrag.
24. November. (Paris.) Der Gouverneur Zurlinden be-
fiehlt, Picquart wegen Fälschungen und des Gebrauchs von Fälsch-
ungen vor ein Kriegsgericht zu stellen.
28. November. (Paris.) In der spanisch-amerikanischen
Friedenskommission nehmen die Spanier die amerikanische Forde-
rung vom 21. an.
1. Dezember. (Paris.) Die Regierung erläßt Vorschriften
zur Verhütung der Einschleppung der Schildlaus. (Vgl. S. 43.)
6. Dezember. (Paris.) Rede des englischen Botschafters
über die englisch-französischen Beziehungen. Stimmung in Frankreich.
Der britische Botschafter Monson sagt auf einem Jubiläumsfest
der englischen Handelskammer in Paris: Wir freuen uns im Interesse
des allgemeinen Handels der kolonialen Ausdehnung Frankreichs. Wir
wollen, daß die Franzosen glauben, daß wir keine Gehässigkeit gegen sie
empfinden, wie wir glauben, daß sie keine gegen uns hegen. Unser Ver-
langen ist, daß die Franzosen über die schwebenden Streitfragen mit uns
ohne den Hintergedanken verhandeln, einen diplomatischen Sieg zu er-
ringen. Möchten meine Anschauungen von allen Franzosen, Staatsmännern
wie Schriftstellern, geteilt werden, die für die Leitung der Staatspolitik
verantwortlich sind. Ich beschwöre Sie, die Politik der Nadelstiche nicht
fortzusetzen, die einem kurzlebigen Ministerium einen Eintagserfolg ver-
schaffen kann, jedoch in England unabwendbar eine Gereiztheit unterhält,