288 Frankreich. (Dezember 8.—22.)
die ein stolzes Volk in einem gegebenen Augenblick unerträglich findet.
Ich beschwöre diese Herren, der Versuchung zu widerstehen, durch jämmer-
liche Machenschaften den englischen Unternehmungsgeist hemmen zu wollen.
Ich bedaure, eine Quertreiberei dieser Art in dem Vorschlag zu sehen,
im kürzlich eroberten Sudan neben unseren Lehranstalten Gegenschulen zu
errichten. Eine solche grundlose Herausforderung, der hoffentlich keinerlei
amtliche Unterstützung zu teil wird, könnte die Wirkung haben, die Politik
rücksichtsvoller Schonung zu ändern, die uns abhält, alle Vorteile aus
unseren jüngsten Siegen und unserer heutigen Stellung zu ziehen und von
uns Maßregeln annehmen zu lassen, die vom ersten Fachmann in diesen
Fragen vorgeschlagen, von einem ziemlich großen Teil des englischen Volkes
günstig ausgenommen wurden, aber nicht gerade den Gefühlen der Fran-
zosen entsprechen würden.
Die Rede wird heftig von den französischen Zeitungen angegriffen,
manche Politiker, z. B. Cassagnac in der „Autorité“, werfen die Frage
auf, ob es nicht geraten sei, die Revancheidee aufzugeben und sich mit
Deutschland gegen England zu verbinden.
8. Dezember. (Paris.) Vertagung des Militärprozesses
gegen Picquart.
Der Kassationshof beschließt, das Gesuch Picquarts, zu entscheiden,
ob die bürgerliche oder militärische Gerichtsbarkeit zuständig sei, zuzulassen
und behufs genauer Prüfung der Angelegenheit von der Militärjustiz das
Dossier Picquart zu verlangen. Der Kassationshof ordnet die Vertagung
des vor dem Kriegsgericht gegen Picquart schwebenden Prozesses an.
8. Dezember. (Paris.) In der spanisch-amerikanischen
Friedenskonferenz wird der Friedensvertrag fertiggestellt.
Der Vertrag wird aus 14 oder 15 Artikeln bestehen. Das Eigen-
tum religiöser Gemeinschaften wird dem gemeinen Recht unterstellt. Auf
den Philippinen sollen nur spanische Waren den gleichen Zöllen, wie
amerikanische, unterliegen. Die Amerikaner verweigern die Anerkennung
der Geldsummen, welche in die kubanische Staatsbank als Kautionen der
öffentlichen Rechnungsbeamten, oder als gerichtliche Depots oder Hinter-
legungen von Unternehmern öffentlicher Arbeiten eingezahlt wurden. Am
Schlusse der Sitzung verliest der Präsident der spanischen Kommission
Montero Rios einen scharfen Protest, in dem erklärt wird, daß die Spanier
gezwungen sind, vor der Gewalt zu weichen, aber im Namen des inter-
nationalen Gewissens, gegen den Mißbrauch des Völkerrechts, dessen Opfer
sie werden, Einspruch erheben. — Unterzeichnet wird der Vertrag am
10. Dezember.
15. Dezember. Die Kammer genehmigt eine Anleihe von
200 Millionen Francs zum Bau von Eisenbahnen in Indo-China.
20. Dezember. Der Senat genehmigt die Vorlage über
die Verschärfung der Strafbestimmungen wegen Spionage, wonach
Beamte, welche sich des Verrats schuldig machen, auch in Friedens-
zeiten mit dem Tode bestraft werden sollen.
22. Dezember. Die Kammer genehmigt den Handelsvertrag
mit Italien mit 451 gegen 51 Stimmen.