Die Rãmishe Kurie. (Anf. April. Mai 24.) 303
Uebung von frommen Werken und Tugenden auf, welche die beste Bürg-
schaft des Heils inmitten der schwierigen Zeiten seien.
Anf. April. Der Papst versucht in dem spanisch-amerika-
nischen Streite zu vermitteln.
Am 12. April veröffentlicht der „Osservatore Romano“ die hierauf
bezüglichen Schriftstücke. Auf die Mahnungen zum Frieden in Madrid er-
widert der spanische Minister des Auswärtigen (9. April), daß die spanische
Regierung infolge der dringenden wiederholten, von Edelmut eingegebenen
Bitten des Papstes beschlossen habe, dem Marschall Blanco zu befehlen,
unverzüglich die Einstellung der Feindseligkeiten zu bewilligen. Die Be-
stimmung der Dauer derselben, welche hinreichend sein solle, um den Frieden
vorzubereiten und sein Zustandekommen zu erleichtern, bleibe dem Marschall
überlassen. Die Note fährt dann fort: „Während ich das Vergnügen habe,
somit die Wünsche des verehrungswürdigen Pontifex Maximus zu erfüllen,
ist es mir angenehm, Ihnen mitzuteilen, daß die Botschafter der sechs Groß-
mächte bei ihrem heute Vormittag stattgehabten gemeinsamen Besuch sich
mit ihren Wünschen in Uebereinstimmung mit denjenigen des Papstes be-
fanden, den wir bei dieser Gelegenheit an unsere frühere Depesche erinnern
in der Zuversicht, er werde mit Sorgfalt darüber wachen, daß unsere ge-
rechte Gegenforderung erfüllt und das Prestige dieser katholischen Nation
keinen Abbruch erleiden werde.“ — Ein weiteres Schriftstück enthält eine
Depesche des Kardinal-Staatssekretärs Rampolla an den Nuntius Msgr.
Francica Rava in Madrid. In dieser Depesche beauftragt der Kardinal
Rampolla den Nuntius, der spanischen Regierung die Befriedigung des
Papstes über die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten auszusprechen,
die der Papst in Uebereinstimmung mit den Wünschen der Mächte für sehr
geeignet halte, dem Schrecken des Krieges ein Ende zu setzen und die Pazi-
fikation der Insel zu erleichtern. Die Depesche schließt: „Danken Sie im
Namen des Papstes der spanischen Regierung und geben Sie ihr die Ver-
sicherung, daß der Papst es nicht unterlassen werde, geeignetenfalls seinen
Einfluß dahin geltend zu machen, daß die legitimen Wünsche der spanischen
Regierung erfüllt werden und daß das Ansehen des edlen katholischen,
spanischen Volkes nicht geschädigt werde.“ Ferner veröffentlicht der „Osser-
vatore Romano“" eine warme Glückwunschdepesche des Kaisers von Oesterreich
an den Papst wegen des Erfolges seiner Intervention. „Ich wage zu
hoffen,“ heißt es in der Depesche, „daß mit Hilfe des Allmächtigen die In-
teressen der Menschlichkeit und des Friedens gewahrt bleiben.“
24. Mai. Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht ein
Schreiben des Papstes an den Erzbischof Ferrari von Mailand.
In dem Schreiben heißt es, daß die ernsten Unruhen in verschiedenen
Gegenden Italiens, besonders in Mailand, den Papst tief bewegt hätten;
sie seien das Ergebnis der bösen Saat, die bei der großen Sittenverderbnis
ungestraft in Italien zum Nachteile der Religion ausgestreut werde. Es
gebe Leute, welche ehrenhaften Menschen die Schuld an den Ruhestörungen
beimäßen, weil sie der Kirche und dem Heiligen Stuhle ergeben seien; man
thue, als ob man nicht wisse, daß die Kirche lehre, sich nicht in Volks-
aufstände zu mischen. Die Katholiken veranlaßten keine Unruhen, folglich
müsse man die Urheber und Mitschuldigen anderwärts suchen. Der Papst
fährt dann fort: er hätte gewünscht, daß der Erzbischof von Mailand
während der so kritischen Zeit als Friedensvermittler hätte in Mailand
sein können; die Beleidigungen, welche gegen den Kardinal Ferrari wegen
seiner Abwesenheit gerichtet worden seien, die ohne böswillige Voreinge-