310 Helsien. (April 15.—Mitte November.)
15. April. Der Senat stimmt dem Gesetze über die Gleich-
berechtigung der vlämischen Sprache zu.
22./29. Mai. Bei den Wahlen zur halbschichtigen Erneuerung
der Kammern verstärken die Klerikalen ihre Majorität in der
Kammer um 2 (72) Mandate, im Senat behalten sie ihre
Majorität von 36 Mandaten.
7. Juni bis 25. Juli. (Brüssel.) Tagung der inter-
nationalen Konferenz zur Abschaffung der Zuckerprämien.
Am Schlusse der Beratungen sagt der Vorsitzende: die Beratungen
hätten eine Klarstellung verschiedener Punkte ergeben; insbesondere könne
konstatiert werden, daß ein Einvernehmen über die Definition der Prämien,
über die Norm bei der Raffinade und über das Recht eines jeden Staates,
sich seinen inländischen Markt zu erhalten, möglich sei. Nach seiner An-
sicht sei es angesichts des Ergebnisses der Debatten wünschenswert, die Be-
ratungen vorläufig zu suspendieren, bis man, nach diplomatischen Verhand-
lungen über die festgestellten Meinungsverschiedenheiten, Anträge formulieren
könne, die eine sichere Grundlage für die definitiven Erörterungen darböten.
Auf Antrag des deutschen Gesandten Grafen von Alvensleben erklärt sich
die Konferenz einstimmig damit einverstanden, daß der belgischen Regierung
die Führung der diplomatischen Verhandlungen übertragen werde.
Ende Juli. Ministerielle Verfügungen in der Sprachenfrage.
Durch eine Verordnung wird bestimmt, daß in sämtlichen Pro-
vinzen des Königreichs, also auch in den rein französischen, für diejenigen
Aemter, welche unmittelbar mit dem Publikum verkehren, nur solche Be-
amte angestellt werden, welche beider belgischer Landessprachen mächtig sind.
Bisher galt diese Verfügung nur su die vlämischen Provinzen. Ferner
wird Brüssel, das bisher als französisch galt, in die Gruppe der vlämischen
Stadtgemeinden eingereiht, was auf den Ergebnissen der letzten Volks-
zählung beruht, bei der sich mehr als zwei Dritteile der hauptstädtischen
Bevölkerung zur vlämischen Nationalität bekannten. Die wichtigste Folge
dieser Verordnung ist, daß die Unterrichtssprache in den hauptstädtischen
Volksschulen fortan statt der franzöfischen die vlämische sein wird.
25. Juli. (Brüssel.) Zusammentritt des internationalen
Binnenschiffahrtskongresses.
Mitte November. Die Regierung verordnet, daß in den
deutschen Ortschaften der Provinz Luxemburg die Fahrpläne und
alle anderen Kundmachungen in den Eisenbahn-, Post= und Tele-
graphenämtern in deutscher und französischer Sprache zu veröffent-
lichen sind.