Türkei. (Mai 26.—Oktober 18.) 333
veränetät über Kreta zu wahren und ersucht um möglichst baldigen Beginn
der Verhandlungen über die Neuorganisation der Insel.
26. Mai. (Konstantinopel.) Der Fürst und die Fürstin
von Bulgarien besuchen den Sultan.
6. Juni. Die letzten türkischen Truppen verlassen Thessalien.
Mitte Juni. Aufstand an der montenegrinischen Grenze.
Es werden Truppen zur Unterdrückung gesendet.
6. August. (Konstantinopel.) Der Sultan empfängt den
früheren griechischen Ministerpräsidenten Ralli. — Es wird in der
Presse viel über eine Annäherung zwischen der Pforte und Griechen-
land diskutiert.
August. Aufstand in Yemen (Arabien), der mit großem
Militäraufgebot unterdrückt wird.
Ende August. Anf. September. (Kreta.) Straßenkämpfe
und Bombardement. Feuersbrunst.
In Kandia bericht eine Revolte der Muhamedaner gegen die
Christen und die englische Besatzung aus. In den Straßenkämpfen fallen
mehrere Hundert Christen und 21 englische Soldaten. Die englischen
Schiffe beschießen Kandia (6. September); es bricht eine Feuersbrunst aus,
der ein großer Teil der Stadt, darunter das deutsche und englische Kon-
sulat, zum Opfer fällt. Der englische Konsul kommt um.
September. (Kreta.) Die vier Mächte England, Italien,
Rußland, Frankreich schicken Verstärkungen nach Kreta.
Oktober. Verhandlungen zwischen den Großmächten und der
Pforte über Kreta.
Die vier Mächte verlangen die Zurückziehung der türkischen Truppen
von Kreta, da diese die Herstellung der Ordnung hinderten. Die Pforte
verlangt zuerst, eine Besatzung auf der Insel lassen zu dürfen, was die
Mächte ablehnen. Hierauf gibt die Pforte ihre Zustimmung durch folgende
Note: Die hohe Pforte hatte die Ehre, die Kollektivnote, welche Ihre Ex-
zellenzen die Botschafter unter dem 14. d. M. gütigst überreicht haben, zu
empfangen. In Anbetracht der Versicherungen, welche die genannten vier
Mächte wiederholt in Beziehung auf den Schutz und die Aufrechthaltung
ihrer Souveränetätsrechte auf der Insel Kreta erteilt haben und in Ueber-
einstimmung mit dem Wunsche derselben hat die Kaiserliche Regierung,
dem Inhalte der erwähnten Note zustimmend, die notwendigen Befehle an
alle in Betracht kommenden Organe erlassen. Sie hält sich für verpflichtet,
hinzuzufügen, daß sie, indem sie vom letzten Paragraph der vorerwähnten
Note Kenntnis nimmt, das volle Vertrauen hat, daß die vier Großmächte
den legitimen Wünschen der Pforte, betreffend die Aufrechthaltung der ge-
heiligten Rechte Sr. Kaiserlichen Majestät des Sultans auf der Insel und
den Schuh der Gesetze und der Interessen der Muselmanen Genüge leisten
werden.
18. Oktober. Das deutsche Kaiserpaar landet in Konstanti-
nopel und wird vom Sultan feierlich empfängen.