Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

Tũrkei. (November 2.—8.) 339 
Frömmigkeit dem deutschen Namen Ehre gemacht und Euch einen guten Ruf 
erworben hier und auch im Auslande, und habt gezeigt, wie man es an- 
greisen muß, öde Felder wieder fruchtbar zu machen. Ihr seid dem größeren 
eil nach, soviel ich weiß, Schwaben; Ich habe dem König von Württem- 
berg telegraphiert, daß Ich seine Landsleute in Haifa und Jafa in gutem 
Wohlsein angetroffen habe, und habe auch von ihm eine freundliche Ant- 
wort erhalten, und er hat Mir aufgetragen, Euch zu grüßen. Ihr habt 
es hier leichter als wir anderen, weil Ihr in nächster Umgebung der hei- 
ligen Stätten wohnt, wodurch Ihr immer wieder neue Antriebe zum Guten 
schöpfen könnt. Ich hoffe, daß, wie augenblicklich, so auch in Zukunft die 
freundschaftlichen Beziehungen zum osmanischen Reiche, und insbesondere 
die Freundschaft zwischen Seiner Majestät dem Sultan und Mir, dazu 
dienen wird, Euch Euere Aufgabe zu erleichtern. Wenn irgendeiner von 
Euch Meines Schutzes bedarf, so bin Ich da, und er kann sich an Mich 
wenden, welcher Konfession er auch angehören möge, und erfreulicherweise 
ist das Deutsche Reich ja im stande, seinen Angehörigem im Auslande nach- 
haltigen Schutz zu gewähren. 
Anf. November. Bulgarien und Serbien führen Beschwerden 
über Grenzverletzungen durch türkische Raubscharen. 
2. November. (Jerusalem.) Das deutsche Kaiserpaar be- 
sucht das deutsche evangelische Waisenhaus Talitha Kumi und das 
deutsche katholische Hospiz. Hier erwidert der Kaiser auf eine 
Ansprache: 
Zunächst danke Ich Ihnen für Ihre patriotische Ansprache. Ihre 
Anstalt steht, wie Sie sagten, unter Meinem Schatten. Dieser Schatten 
geht aus von demselben schwarz-weißen Schilde, den Ich ausgereckt habe 
auch über Ihre Brüder und Glaubensgenossen, welche im fernen Osten ihr 
Leben und ihr Blut ihrem Heiland zuliebe für die Ausbreitung des Evange- 
liums einsetzen. Sie zu beschützen ist jetzt Mein Bruder draußen mit der 
gepanzerten Macht Meiner Schiffe, deren Flagge auch hier schützend über 
Ihnen weht. Bei Meiner Heimkehr ins Vaterland werde ich dafür Sorge 
tragen, daß Ihre Landsleute erfahren sollen, wie mühsam Sie hier draußen 
arbeiten und welche vortrefflichen Resultate Ihre Anstalt aufzuweisen hat, 
deren ausgezeichneter Ruf mir bereits zu Ohren gekommen war. Sie ist in 
der That ein Segen für die hiesige Bevölkerung und das hiesige Land. 
4. November. Kreta geht in die Verwaltung der vier Groß- 
mächte über. — Die türkischen Truppen räumen die Insel. 
4. November. Das deutsche Kaiserpaar verläßt Jerusalem 
und schifft sich in Jaffa ein. 
8. November. (Damaskus.) Die Stadt gibt dem deutschen 
Kaiserpaar ein Festmahl. Auf die Begrüßung des Scheichs Ab- 
dullah Effendi erwidert der Kaiser: 
Angesichts der Huldigungen, die Uns hier zu teil geworden sind, ist 
es Mir ein Bedürfnis, im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und in 
Meinem Namen für den Empfang zu danken, für alles, was in allen 
Städten dieses Landes Uns entgegengetreten ist, vor allem zu danken für 
den herrlichen Empfang in der Stadt Damaskus. Tief ergriffen von diesem 
überwältigenden Schauspiel, zu gleicher Zeit bewegt von dem Gedanken, an 
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