Kordemerika. (April 11.) 349
und der Mäßigung des Präsidenten der Vereinigten Staaten und des
amerikanischen Volkes bei den gegenwärtigen Differenzen mit Spanien zu
richten. Sie hoffen lebhaft, daß neue Unterhandlungen der beiden betei-
ligten Regierungen zu einer Verständigung führen werden, welche, indem
sie die Erhaltung des Friedens sichert, alle notwendigen Bürgschaften für
die Wiederherstellung der Ordnung auf Kuba gewähren wird. Die Mächte
zweifeln nicht, daß der selbstlose, rein humanitäre Charakter ihrer Vor-
stellungen von der amerikanischen Nation vollkommen anerkannt und ge-
würdigt werde.
Der Präsident Mac Kinley erwidert:
Die Regierung der Vereinigten Staaten erkennt die Gefühle guten
Willens an, von denen die freundschaftliche Mitteilung der Mächte ein-
gegeben ist und die in der von Euren Exzellenzen überreichten Adresse zum
Ausdruck gelangen. Die Regierung teilt die darin ausgedrückte Hoffnung,
daß das Ergebnis der gegenwärtigen Lage auf Kuba die Aufrechterhaltung
des Friedens zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien sein werde,
die erreicht werden kann mit Hilfe der nötigen Garantien für die Wieder-
herstellung der Ordnung auf Kuba und für die Beendigung des chronischen
Unruhezustandes der Insel, der den Interessen der amerikanischen Nation
so vielen Abbruch thut und ihre Ruhe durch die Natur und die Folgen
des vor unseren Thoren unterhaltenen Kampfes bedroht und der außerdem
die Humanitätsgefühle der Nation empört. Die Regierung würdigt den
humanitären und uninteressierten Charakter der Mitteilung der Mächte; sie
ist überzeugt, daß die Mächte die selbstlosen und aufrichtigen Bemühungen
der Vereinigten Staaten würdigen werden, die Pflicht der Menschlichkeit zu
erfüllen, indem sie einer Lage ein Ende setzen, deren unbegrenzte Verlänge-
rung unerträglich ist.
11. April. Der Präsident richtet eine Botschaft an den Kon-
greß über die „Maine“-Angelegenheit, die Kubafrage und die Be-
ziehungen zu Spanien.
Die Botschaft beginnt mit einer ausführlichen Bezugnahme auf die
früheren kubanischen Aufstände und die beständige Unruhe auf der Insel,
welche für Amerikas Gewerbe, Handel und Kapital schwere Verluste im
Gefolge habe und beständige Erregung und Beunruhigung bei den ameri-
kanischen Bürgern erzeuge, sowie die Regierung zu bedeutenden Ausgaben
nötige, um die Neutralitätsgesetze zur Durchführung zu bringen. Die
Mäßigung und Langmut des Volkes der Vereinigten Staaten sei so ernst-
lich auf die Probe gestellt worden, daß eine gefährliche Unruhe unter den
amerikanischen Bürgern erzeugt worden sei. Der Präsident wendet sich so-
dann in entschiedener Weise gegen die Unmenschlichkeiten des gegenwärtigen
Kampfes, namentlich gegen die den „Reconcentrados"“ gegenüber bewiesene
Grausamkeit, von denen 150000 an Hunger und Krankheit gestorben seien,
und fährt hierauf fort: Die Fortsetzung des Kampfes bedeutet die Ver-
tilgung einer oder beider Parteien. Indem ich mir dies vor Augen halte,
erscheint es mir als meine Pflicht im Geiste wahrer Freundschaftlichkeit,
nicht weniger Spanien als den Cubanern gegenüber, mich zu bemühen, die
unmittelbare Beendigung des Krieges herbeizuführen. Der Präsident be-
spricht sodann die jüngsten diplomatischen Bemühungen der Vereinigten
Staaten und setzt hinzu: Vom Standpunkte der Zweckdienlichkeit aus er-
achte ich es nicht für rätlich oder klug für die Regierung, gegenwärtig die
Unabhängigkeit der sogenannten kubanischen Republik anzuerkennen. Diese
Anerkennung ist nicht nötig, um die Vereinigten Staaten in den Stand