Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

354 Nerdamerika. (Mitte Mai—Juni 19.) 
das erregt ist, nicht durch Eitelkeit oder Eroberungsgier, sondern durch das 
Gefühl tiefer Dankbarkeit, daß wir gesiegt haben infolge der Gerechtigkeit 
unserer Sache und daß durch die Gnade Gottes ein wichtiger Schritt ge- 
schehen ist zur Erreichung des ersehnten Friedens. Die Botschaft schließt 
mit der Bitte an den Kongreß, eine Dankesbezeugung für den Admiral 
Dewey, die Offiziere und Mannschaften zu votieren. Beide Kammern 
nehmen infolgedessen unverzüglich einen Beschlußantrag an, in welchem die 
Dankesbezeugung zum Ausdruck gelangt und die Ernennung Deweys zum 
Kontreadmiral genehmigt wird. 
Mitte Mai. Die Beziehungen zwischen der Union und Frank- 
reich find gespannt, insbesondere wegen der Erhöhung der franzö- 
sischen Zollsätze auf amerikanische Fleischwaren. 
2. Juni. Das Repräsentantenhaus genehmigt einen 
Kriegskredit von fast 18 Millionen Dollars. — Nach den Er- 
klärungen des Vorsitzenden der Finanzkommission soll der Krieg 
600000000 Dollar kosten, falls er ein Jahr dauert. 
8. Juni. (Tampa.) 27000 Mann, worunter 20000 Re- 
guläre, schiffen sich unter dem Kommando des Generals Shafter 
nach Santiago ein. 
16. Juni. Das Repräsentantenhaus beschließt die An- 
nexion Hawaiis mit 209 gegen 91 Stimmen. 
Mitte Juni. In der Presse und im Parlament wird die 
Möglichkeit einer Einmischung Deutschlands zu Gunsten Spaniens 
diskutiert. Es kommt dabei zu heftigen Erklärungen gegen Deutsch- 
land. — Die Regierung tritt solchen Gerüchten entgegen, Deutsch- 
lands Neutralität sei unzweifelhaft. 
19. Juni. Der Kriegsrat genehmigt folgende Vorschläge des 
Oberkommandeurs General Miles: 
1. die eigentliche Invasion Kubas bis zum Herbst, d. h. bis nach 
der Regen= und Fieberzeit zu vertagen und 2. inzwischen 200 000 Mann 
auf wirklichen Kriegsfuß zu bringen, um dann mit diesen in raschen Schlägen 
ganz Kuba von den Spaniern zu befreien. Zu diesem Ende 3. demnächst 
weitere 100000 Mann unter die Fahnen zu rufen. 4. Weitere 8000 bis 
10000 Mann Infanterie, besonders aber Kavallerie und Festungsartillerie 
nach Santiago zur Verstärkung General Shafters abzusenden. 5. Sant- 
iago durch einen doppelten Angriff zur See und zu Lande schnellmöglichst 
zu nehmen, damit Sampfsons Flotte ehestens 6. die in Florida inzwischen 
ausgerüstete Portorico-Expedition nach San Juan überführen und dieses 
nehmen könne. 7. Sobald Santiago und San Juan gefallen, keine neue 
Aktion bis zum Herbst zu unternehmen, dagegen aber die Blockade Kubas 
auszudehnen und zu verschärfen und gleichzeitig 8. durch vollständige Aus- 
rüstung der Insurgenten und regelmäßige und reichliche Lieferung frischer 
Lebensmittel und Munition diese in stand zu setzen, die spanischen Garni- 
sonen den Sommer hindurch durch fortgesetzte Angriffe aufzureiben. 9. Die 
kubanische wie die philippinische Republik de facto von nun an als be- 
stehend anzuerkennen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.