356 RHerdamerika. (Juli 30. —Oktober 11.)
Nachdem sich Cambon entfernt hatte, halten die Sekretäre Alger und Long
eine lange Besprechung mit dem Präsidenten Mac Kinley. Die Mitteilung
Spaniens war in allgemeinen Ausdrücken gehalten, sie macht keine bestimmten
Vorschläge bezüglich Kubas oder der Philippinen und beschränkt sich darauf,
den Wunsch nach Eröffnung der Friedensunterhandlungen auszudrücken.
Präsident Mac Kinley hat sich die Antwort vorbehalten, und erklärt, er
werde die Angelegenheit dem Kabinett unterbreiten. Dann werde er Cambon
eine neue Unterredung gewähren, um ihm mitzuteilen, ob die Vereinigten
Staaten zur Eröffnung von Unterhandlungen bereit seien.
30. Juli. (Washington.) Verständigung über die Grund-
lagen des Friedens.
In einer Besprechung zwischen Mac Kinley und dem französischen
Botschafter Cambon werden folgende Bedingungen vereinbart: 1. Böllige
Abtretung aller spanischen Inseln Westindiens mit Ausnahme von Kuba;
2. Aufgabe der Oberhoheit Spaniens auf Kuba; die Vereinigten Staaten
üben die Aufsicht über die Insel aus, bis eine dauerhafte Regierung ein-
gerichtet ist; 3. Abtretung einer Ladronen-Insel als Kohlenstation und viel-
leicht auch einer zweiten Kohlenstation auf den Karolinen-Inseln; 4. die
Vereinigten Staaten lehnen die Uebernahme der Staatsschuld Kubas und
Portoricos ab; 5. die Vereinigten Staaten werden keine Kriegsentschädigung
verlangen; 6. ein spanisch-amerikanischer Ausschuß soll beauftragt werden,
die Friedensbedingungen vollständig festzusetzen, unter der Bedingung jedoch,
daß sämtliche spanischen Truppen unverzüglich Kuba und Portorico räumen.
Eine bindende Zusage darüber abzugeben, was seitens der Vereinigten Staaten
in betreff Kubas geschehen wird, vermeidet Amerika. Die Philippinenfrage soll
offen bleiben und durch einen spanisch-amerikanischen Ausschuß geregelt werden.
Inzwischen üben die Vereinigten Staaten die Verwaltung über Manila aus.
Juli. In der Presse wird erörtert, ob dem General Shafter
oder dem Admiral Sampson das Verdienst an der Einnahme
Santiagos zukomme.
12. August. (Washington.) Das Friedensprotokoll wird
unterzeichnet und eine Waffenruhe abgeschlossen, die sofort in
Kraft tritt.
Mitte August. Die Presse polemisiert scharf gegen Deutsch-
land wegen der Flucht des General Augustin auf den deutschen
Kreuzer „Kaiserin Augusta".
August. In den Vereinigten Staaten werden schwere Klagen
gegen die Kriegsverwaltung erhoben. Die Versorgung der kuba-
nischen Armee habe viel zu wünschen übrig gelassen, daher seien
auch die Todesfälle durch Krankheiten so zahlreich. — Die Generale
Miles und Shafter greifen den Kriegsminister Alger scharf an.
2. September. Admiral Cervera und die übrigen bei Sant-
iago gefangenen spanischen Offiziere werden in Freiheit gesetzt.
11. Oktober. (Nebraska.) Präsident Mac Kinley hält auf
der „Trans-Mississippi Internationalen Ausstellung“ in Omaha
eine Rede über den Krieg und seine Folgen.