378 Aebersicht der politischen Entwichelung des Jahres 1898.
rungen vorgegangen. Das konservative Ministerium unter der
Leitung von Canovas del Castillo, das seit dem März 1895 am
Ruder war, hatte im allgemeinen von Zugeständnissen an die
Kubaner nichts wissen wollen; mit Mühe hatte der Präfident gegen
den Widerspruch seines einflußreichen Parteigenossen Romero Rob-
ledo durchgesetzt, daß nach Wiederherstellung des Friedens eine
Reform der Steuer= und Kommunalverfassung verheißen wurde
(1897 Februar). Die neuen viel weiter gehenden Anträge der
Vereinigten Staaten erlebte Canovas nicht mehr, da er kurz vor-
her einem anarchistischen Mörder zum Opfer gefallen war (8. August
1897). Sein Kabinett überlebte ihn nicht lange. Die Königin
hatte die Uberzeugung gewonnen, daß mit dem bisherigen System
Kuba nie zur Ruhe gebracht werden könne, und fie entschloß sich,
einen Versuch mit der Autonomie zu machen. Da hierzu das
konservative Ministerium nicht zu haben war, entließ sie es kurzer
Hand und übertrug Sagasta, dem Haupte der Liberalen, die Re-
gierung (29. September 1897). Sagasta schlug sogleich ganz andere
Bahnen als sein Vorgänger ein. Er beantwortete zunächst die
amerikanische Note mit kastilianischem Stolze (26. Oktober 1897)
und wies darauf hin, daß ohne die völkerrechtswidrigen ameri-
kanischen Unterstützungen die Insurgenten der spanischen Tapferkeit
längst hätten unterliegen müssen, in der Sache aber erfüllte er
alle Wünsche Mc. Kinleys: er verfügte, daß die Gesetze des Mutter-
landes in Kuba und Porto Rico angewendet würden, und daß die
Insel volle Selbstverwaltung unter einem eigenen Ministerium,
sowie das Recht erhielte, Deputierte nach dem in Spanien gel-
tenden Wahlgesetz zu den Cortes zu wählen. Endlich ersetzte er
den verhaßten Weyler durch den General Blanco, der mit der
Durchführung der neuen Verwaltung beauftragt wurde. Auch in
einem anderen Punkte kam Sagasta einem Wunsche der Ameri-
kaner entgegen; er setzte alle Amerikaner, die auf ihren Freibeuter-
zügen zu Gunsten der Aufständischen von den Spaniern gefangen
genommen waren, in Freiheit. Einstweilen war damit den Ver-
einigten Staaten jeder Vorwand zu einem Einschreiten genommen.
Die jiüngoistische Agitation schwieg zwar nicht, aber Mc. Kinley
wirkte ihr entgegen durch die Erklärung in seiner Botschaft, vor-