Großbritannien und Irland. (Mai 8.—Juni 13.) 219
3. Mai. Das Unterhaus genehmigt die Finanzbill mit
280 gegen 155 Stimmen.
Ende Mai. Die englische Regierung erwidert auf die Petition
der Ausländer gegen die Transvaal-Regierung (vgl. Südafrika):
Ohne im gegenwärtigen Augenblick ein abschließendes Urteil über
die Begründung der Petition zu fällen, spricht die Regierung doch im
allgemeinen ihre Sympathie mit den Petenten aus; sie wünscht ehrlich,
deren Lage schnell zu verbessern. Die bevorstehende Zusammenkunft des
englischen Kommissärs mit dem Präsidenten Krüger hält die Regierung
von einem Eingehen auf die Einzelheiten der Petition ab, da die Hoffnung
bestehe, daß die betreffenden Fragen in versöhnlicher Weise erörtert werden
würden. Die Bereitwilligkeit Krügers zur Zusammenkunft biete England
eine Gewähr dafür, daß die Absichten Transvaals und der Südafrikanischen
Republik, zur Genugthuung vernünftiger Ansprüche der bisher nicht
stimmberechtigten Bevölkerung eine Lösung der Frage herbeizuführen,
ehrlich find.
Anf. Juni. Die Regierung veröffentlicht ein Blaubuch über
die Dynamitfrage in Transvaal. (Vgl. Staats-Archiv Bd. 63.)
Es enthält eine Depesche Chamberlains vom 13. Januar ds. Is.,
welche, nach gründlicher Prüfung der Angelegenheit, gegen die Verlängerung
des Monopols, das eine Verletzung des Londoner Vertrags bedeute und
gegen die Verzögerung der Aufhebung des Monopols Einspruch erhebt.
Auf diese Depesche ging Chamberlain unterm 5. März durch den Gouverneur
Milner eine Antwort der Regierung der Südafrikanischen Republik zu, in
welcher die vorgebrachten Behauptungen besprochen wurden unter gleich-
zeitiger Erklärung, daß England kein Recht habe, in jener innerpolitischen
Angelegenheit der Republik Einspruch zu erheben. Am 21. April erneuerte
Chamberlain seinen Protest mit dem Bemerken, England behalte sich die
Wahrung seines Rechts vor. Die Transvaal-Regierung teilte darauf in
einer vom 22. Mai datierten, aus nur zwei Sätzen bestehenden Antwort
mit, daß sie bei ihrer bereits dargelegten Ansicht verbleibe.
7. Juni. Das Unterhaus genehmigt mit 196 gegen
161 Stimmen ein Gesetz, das den Frauen das Wahlrecht für Stadt-
und Gemeinderäte verleiht.
8. Juni. (Unterhaus.) Chamberlain teilt mit, daß die
Konferenz zwischen Krüger und Milner resultatlos geblieben ist.
(Vgl. Südafrika.) — Die Regierungspresse fordert schärferes Auf-
treten gegen die Südafrikanische Republik.
9. Juni. (Unterhaus.) Der Unterstaatssekretär des Aus-
wärtigen, Brodrick, erklärt, daß China verpflichtet sei, die Pro-
vinzen, die an den BYangtsekiang stoßen, an keine andere Macht zu
veräußern, und daß der Handel im angtsekiang durch englische
Kanonenboote überwacht werden solle.
13. Juni. (Unterhaus.) Chamberlain über ein Schieds-
gericht zwischen Transvaal und England.
Auf Anregung Laboucheères verliest der Kolonialminister die Tele-