256 Die Näuische Kurie. (Januar 31.—September 25.)
VIII.
Die Nömische Kurie.
31. Januar. (Rom.) Staatssekretär Rampolla erklärt dem
russischen Geschäftsträger, daß der Papst die Friedensbestrebungen
des Zaren durch seinen Einfluß bei den Katholiken unterstützen werde.
1. März. Der Papst muß sich der Operation einer Geschwulst
am linken Oberschenkel unterziehen.
11. April. Der Papst sagt beim Empfang des Kardinals-
kollegiums, das ihm seine Glückwünsche zur Genesung und zum
Krönungstage überbringt:
Unsere Gedanken sind auf die That gerichtet, welcher wir mit
unseren Wünschen vorausgeeilt find und welche das zur Neige gehende
Jahrhundert mit einem versöhnenden Strahle erhellt. Das Joch des
Schwertes minder blutig und das Leben der Menschheit sorgenloser zu
gestalten, das ist eine Aufgabe, welche demjenigen, der dazu den ersten
Schritt gethan, in der Geschichte der Zivilisation Ruhm verleiht. Wir
begrüßten diese Initiative mit Freude und gaben unserem Wunsche Aus-
druck, daß diese erhabenen Absichten reichliche Früchte für die Allgemein=
heiten tragen mögen. Gebe der Himmel, daß dieser erste Schritt zu dem
Versuche führe, Streitigkeiten zwischen den Völkern nur durch das Mittel
der geistigen Kraft beizulegen Im Rahmen der ihr gestatteten
Bewegungsfreiheit hat die Kirche immer direkt bei wichtigen Begebenheiten
der Weltgeschichte eingegriffen und damit der Menschheit gute Dienst ge-
leistet. Oft machten die Päpste schwierigen Situationen ein Ende, beschworen
Kriege und erzielten Waffenstillstände und Friedensschlüsse. Ohne die
Autorität der Päpste wäre die Zivilisation zu Grunde gegangen; sie haben
der Uebermacht Zügel angelegt und die Herrschaft der Vernunft über die
Gewalt zur Geltung gebracht.
19. Juni. Der Papst ernennt 11 neue Kardinäle und prä-
konisiert viele Bischöfe.
4. September. Der Papst erläßt eine Encyklika an die fran-
zösischen Bischöfe und fordert sie zur sorgfältigen Heranbildung des
Klerus auf.
18. September. Der Papst richtet ein Rundschreiben an die
brasilianischen Bischöfe und ermahnt sie, die Seminarien zu pflegen,
zuverlässige Journalisten heranzubilden und für den Peterspfennig
Sorge zu tragen.
25. September. Der Papst empfängt 1500 französische Pilger
(Arbeiter) und sagt in seiner Ansprache:
„Es ist unser sehnlichster Wunsch, zu zeigen, daß die Kirche die
wahre Mutter der Völker ist, denn sie allein ist im stande, in dem Wider-
streit der Bevölkerungsklassen die soziale Ordnung aufrecht zu erhalten und