Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

XIV. 
Nußland. 
2. Januar. Ein kaiserlicher Ukas weist den Finanzminister 
an, 75 Millionen der zinslosen fiskalischen Schuld, die durch Aus- 
gabe von Papiergeld entstanden ist, zu amortifieren. 
11. Januar. Der Minister des Auswärtigen erläßt folgendes 
Rundschreiben an die Vertreter der Mächte in Petersburg über die 
Abrüstungsfrage (vgl. S. 263 ff. und 1898 S. 326): 
Petersburg, 30. Dezember 1898 (11. Januar 1899). Als im ver- 
gangenen August mein erhabener Herr mir auftrug, den Regierungen, 
welche in Petersburg Vertreter haben, den Vorschlag zu einer Konferenz 
zu unterbreiten, deren Zweck sein sollte, nach wirksameren Mitteln zu 
suchen, um allen Völkern die Segnungen eines wahren und dauerhaften 
Friedens zu sichern und vor allem der fortschreitenden Zunahme der gegen- 
wärtigen Rüstungen ein Ziel zu setzen, da schien nichts der mehr oder 
weniger baldigen Verwirklichung dieses von Menschlichkeit eingegebenen 
Planes im Wege zu stehen. Die entgegenkommende Aufnahme, welcher der 
Schritt der kaiserlichen Regierung bei fast allen Mächten begegnete, konnte 
nur dieses Einvernehmen bekräftigen. Das kaiserliche Kabinet, welches die 
sympathischen Wendungen, in welchen die Mehrzahl der zustimmenden 
Schreiben der Regierungen gehalten ist, hoch zu schätzen weiß, konnte gleich- 
zeitig mit lebhafter Genugthuung die Beweise der wärmsten Zustimmung 
entgegennehmen, welche ihm zugingen und noch immer aus allen Gesell- 
schaftskreisen und von den verschiedensten Teilen der Weltkugel an dasselbe 
gelangen. Trotz dieser großen Strömung der öffentlichen Meinung für die 
Ideen eines allgemeinen Friedens hat der politische Horizont sichtlich einen 
anderen Anblick bekommen. In letzter Stelle find mehrere Mächte zu neuen 
Rüstungen geschritten, indem fie sich bemühen, ihre militärischen Kräfte 
noch zu erhöhen, und im Hinblick auf diese Unsicherheit der Lage könnte 
man dahin gebracht werden, sich zu fragen, ob die Mächte den gegen- 
wärtigen Moment für geeignet halten möchten, um an eine internationale 
Besprechung der im Rundschreiben vom 12. August entwickelten Ideen 
heranzutreten. In der Hoffnung jedoch, daß die Elemente der Beunruhi- 
gung, welche auf die politischen Kreise einwirken, bald mehr ruhigen Zu- 
ständen Platz machen werden, welche den Erfolg der in Aussicht genommenen 
 
	        
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