Nebersicht der politischen Entwichelung des Jahres 1899. 311
weil es den Bergwerkbetrieb verteuere, und endlich verschwand die
alte Streitfrage über die Stellung der Ausländer in der Buren-
republik nicht mehr von der Tagesordnung (val. 1895 übers.).
Zu Beginn des Jahres setzte die Agitation zur Erlangung des
Stimmrechts für die Ausländer mit neuer Kraft ein. Es wurde
eine Petition an die Königin von England gerichtet, in der etwa
20 000 englische Unterthanen ihre Intervention erbaten, um ihnen
eine würdigere Stellung in der Südafrikanischen Republik zu ver-
schaffen. Die Unterzeichner beriefen sich unter scharfen Angriffen
gegen allerhand Mißstände in der burischen Verwaltung darauf,
daß die Ausländer den Buren sowohl an Zahl wie wirtschaftlich
und kulturell überlegen seien, daß ihnen also eine Teilnahme an
der Leitung der Staatsgeschäfte zukomme. Anstatt dessen würden
sie von einer Minderzahl tyrannisiert und ausgebeutet. Der Gou-
verneur der Kapkolonie, Milner, unterstützte diese Forderung beim
Kolonialminister, indem er darauf hinwies, daß die gedrückte Lage
der britischen Unterthanen eine Schmach für England, die Vor-
macht in Südafrika, selbst sei, und daß ohne eine Intervention
Englands eine Besserung der Zustände in der Südafrikanischen
Republik nicht zu erreichen sei. Wiewohl die englische Petition
beantwortet wurde durch eine Erklärung zahlreicher Ausländer ver-
schiedener Nationalitäten, die jede Einmischung Englands ablehnten,
ging die englische Regierung auf Milners Wünsche ein und beauf-
tragte ihn, mit der Südafrikanischen Republik über die englischen
Beschwerden zu verhandeln. Unter der Vermittlung des Oranje-
freistaats kam eine persönliche Besprechung zwischen Milner und
Paul Krüger, dem Präsidenten der Südafrikanischen Republik, auf
neutralem Boden, in Bloemfontein, der Hauptstadt des Oranje-
freistaats zu stande. Milner verlangte, daß den Ausländern das
Stimmrecht nach fünfjährigem Aufenthalt gewährt werden solle,
ohne daß sie ihre Zugehörigkeit zu einem anderen Staate aufgeben
müßten, und daß der Goldminendistrikt, wo die Ausländer ange-
sessen sind, ebenso viel Abgeordnete wählen sollte wie der Rest des
Landes. Diese Konzessionen gingen Krüger zu weit. Er wollte
das Stimmrecht erst nach siebenjährigem Aufenthalt bewilligen
und der holländischen Rasse dadurch die Herrschaft in der Gesetz-