Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

190 Bie Serreichisch= ungerische Monarchie. (Januar 23. 28.) 
als auch in der Verwaltungsreform erwägen solle. — Abg. Eppinger: 
In der heutigen Erklärung der Tschechen würden Grundsätze festgestellt, 
von denen dieselben selbst gut wüßten, daß sie für die Deutschen unannehm- 
bar seien. Durch diese Erklärung der tschechischen Vertreter sei demnach 
die Verhandlungsgrundlage, die von der Regierung selbst aufgestellt, aber 
nach den heutigen Erklärungen des Ministerpräsidenten teilweise verlassen 
worden sei, zerstört, es erscheine also auch die Wahl des Subkomitees 
gegenstandslos, bevor nicht eine für die Deutschen annehmbare Grundlage 
für die Verhandlungen geschaffen sei. 
23. Januar. (Cisleithanien.) Der Tschechenklub faßt mit 
34 gegen 6 Stimmen folgenden Beschluß über die parlamentarische 
Taktik: 
Der Klub beschließt, bei seinem Beschluß vom 16. Oktober 1902 zu 
verharren, demzufolge gegen die jetzige Regierung des Ministerpräsidenten 
v. Körber mit allen zulässigen parlamentarischen Mitteln anzukämpfen ist, 
und behält sich vor, die Mittel von Fall zu Fall zu wählen. Aus tak- 
tischen Gründen räumt der Klub den Vorrang vor seinen Dringlichkeits- 
anträgen ein: der Erledigung der Zuckervorlage, der ersten Lesung des 
Wehrgesetzes und der Dringlichkeitsanträge, betreffend die Mängel der 
Prager Hochschule und betreffend die Geschäftsordnung. Die parlamen- 
tarische Kommission wird mit der Ausarbeitung der bei der ersten Lesung 
der Wehrvorlage abzugebenden Erklärung und einer an das Volk zu rich- 
tenden Denkschrift über die Stellung des Klubs im Parlament beauftragt. 
28. Januar. In beiden Reichshälften werden die Vorlagen 
über die Fortdauer der wirtschaftlichen Gemeinschaft eingebracht. 
Der neue Zolltarif enthält durchweg eine bedeutende Erhöhung der 
bisherigen Sätze, z. B. für die Getreidearten: 
Maximal Minimal Bisher 
Weizen, Spelt 7,50 6,30 3,57 
Roggen 7,00 5,80 3,57 
Gerste 4,00 2,80 1,.79 
Hafer 6,00 4,80 1,79 
Mais 4,00 2,80 1,19 
Hirse 1,75 — 1,19 
Reis 6,00 — 3,57 
28. Januar. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Erste 
Beratung der Wehrvorlage. 
Auf mehrere Anfragen über die zweijährige Dienstzeit erwidert 
der Landesverteidigungsminister Graf Welsersheimb: Vom militärischen 
Standpunkt aus sei die Frage des zweijährigen Dienstes eine noch nicht 
endgültig gelöste. Auch in Deutschland bestehe sie nur für einzelne Kate- 
gorien der Wehrmacht. Aber darüber sei man einig, daß für Unteroffiziere 
eine zweijährige Dienstzeit ungenügend sei. Die zweijährige Dienstzeit 
habe in Deutschland eine jährliche Mehrausgabe von 55 Millionen Mark 
neben einer einmaligen Ausgabe von 60 Millionen Mark zur Folge ge- 
habt und in Frankreich würden die jährlichen Mehrkosten auf 70 Millionen 
Francs veranschagt, wobei für die Ausgestaltung der Armee, die der Ein- 
führung der zweijährigen Dienstzeit vorausgegangen war, eine andere, 
fundamentalere Bestimmung des Wehrgesetzes erfolgte, unter teilweiser 
Aufrechterhaltung der dreijährigen Dienstpflicht für die Marine, für einzelne
	        
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