Großbritennien. (Februar 18.) 241
der indischen Bevölkerung erfreuliche Kundgebungen der Loyalität und
Hingebung dargebracht worden. feien, zusammengesallen sei mit dem Ver-
schwinden der Dürre und der landwirtschaftlichen Bedrängnis im westlichen
Indien. Die Aussichten für Landwirtschaft und Handel seien jetzt in
anz Indien ermutigender und befriedigender als seit einer Reihe von
Sabten. — Die Thronrede bemerkt sodann bezüglich des Budgets, obgleich
dasselbe mit gebührender nalssichtsnapmme auf die wirtschaftliche Lage auf-
gestellt sei, machten doch die Bedürfnisse des Landes und des Reiches große
Ausgaben unvermeidlich.
18. Februar. (Unterhaus.) Debatte über die Lage in Perfien
und China. Verhältnis zu Rußland und Deutschland.
Auf Anfragen mehrerer Abgeordneten erwidert Unterstaatssekretär
Cranborne: Die englische Politik in Persien sei unverändert; es liege
kein Grund vor, weshalb die Interessen Englands und Rußlands in Zentral-
asien miteinander in Widerstreit geraten sollten. Das Feld sei weit und
die Ziele, welche England und Rußland in verschiedener Weise im Auge
hätten, seien ausreichend, um alle ihre Kräfte zu beschäftigen. Der Inhalt
der zwischen England und Rußland über Perzen gewechselten Noten gehe
auf beiderseitige Anerkennung der Integrität Persiens. Soweit er wisse,
habe die russische Regierung niemals versucht, diese Auslegung anzufechten.
England verfolge eine Politik der Handelsentwicklung in Persien. Er
fürchte, daß der russisch-persische Handelsvertrag so abgefaßt sei, daß er in
sehr ernster Weise den britischen Handel mit Persien hemme. Die britische
Regierung habe davon Kenntnis genommen und habe ernste Vorstellungen
bei der persischen Regierung erhoben und dem britischen Vertreter in
Teheran bestimmte Anweisungen gegeben. Er könne gegenwärtig nicht mehr
sagen, er hoffe aber, daß in Kürze eine genauere Erklärung über das
Ergebnis dieser Vorstellungen werde abgegeben werden können. Es sei
eine handelspolitische Mission nach Persien entsandt worden, zu dem Zwecke,
Mittel zur Ausdehnung des Handels mit Persien und zur Erschließung
der persischen Märkte ausfindig zu machen. Bezüglich Chinas führt
Cranborne aus, es sei ihm nicht bekannt, daß irgend eine andere Macht
bisher ihre Zustimmung zu dem chinesischen Handelsvertrag gegeben habe.
Die russische Regierung habe sich von Niutschwang noch nicht gänzlich
zurückge zogen; die Frist, innerhalb welcher Rußland sich verpflichtet habe,
dieses Gebiet zu räumen, sei aber noch nicht verstrichen. Die kaiserliche
Zollverwaltung in Niutschwang stehe unter Sir Robert Hart. Ueber das
deutsch-chinesische Abkommen, welches vor der Zurückziehung der Truppen
aus Schanghai abgeschlossen wurde, sagt Cranborne, die Regierung habe
keinen Grund gesehen, weshalb die Zurückziehung der Truppen aus Schanghai
hätte zu einer erneuten Erklärung Veranlassung geben sollen. Die Regierung
habe das Abkommen mit der chinesischen Regierung nicht anerkannt. China
habe England die Versicherung gegeben, daß es nicht zugeben würde, daß
irgend etwas, was geschehen sei, den englischen Rechten im Jangtsegebiet
präjudiziere. Obgleich die englische Regierung mit Deutschland in dieser
Angelegenheit verschiedener Meinung gewesen sei, habe sie keinen Grund
ehabt, mit dem Ergebnis dieser Umstände, wie sie sich im vergangenen.
Nember gestalteten, unzufrieden zu sein. Ein annehmbarer modus vi-
vendi sei bezüglich der Konsulargerichtsbarkeit in Schanghai geschaffen
worden. Betreffend die Zahlung der Entschädigungssumme würde die
Regierung sich freuen, wenn China eine Erleichterung gewährt werden
könnte; sie könne aber nicht die Konzession machen, daß eine Schuld, welche
dem Abkommen gemäß in Gold zu zahlen sei, in Silber gezahlt werde.
Europäischer Geschichtskalender. XIV. 16