Grof#britannien. (März 11.—17.) 245
Soldaten von hier zur Verteidigung Indiens zu entsenden haben werden.
Der Friede Indiens hängt davon ab, daß wir eine schlagfertige Armee
im Mutterlande und die Herrschaft zur See besitzen. Es wäre durchaus
töricht, die bestehenden Heereseinrichtungen aus dem Grunde umzustürzen,
weil die Last für unsere Finanzen sehr groß ist. Es ist nicht richtig, den
Augenblick, in dem der Heeresersatz außerordentlich gering ist, dazu zu
wählen, die Heeresstärke zu vermindern. Der Antrag auf Herabsetzung
wird mit 245 gegen 154 Stimmen abgelehnt und die geforderte Präsenz-
stärke bewilligt. — Mit der Opposition stimmen auch 18 Ministerielle.
Da die Iren sich der Abstimmung enthalten, so ist die tatsächliche Mehrheit
sehr gering.
11. März. Wahlniederlage der Regierung. Erstarken der
Opposition.
Bei einer Ersatzwahl in Woolwich wird an Stelle eines konserva-
tiven Vertreters mit großer Gerent ein liberaler Kandidat gewählt.
Viele Stimmen schließen daraus auf ein Anwachsen der liberalen Partei;
in der Regierungspartei selbst soll sich Unzufriedenheit geltend machen,
namentlich wird die Militärvorlage auch von Konservativen bekämpft. Es
wird bereits von der Bildung einer „vierten“ Partei gesprochen, deren
Führer W. Churchill, der den militärischen Organisationsplan scharf kriti-
siert hat, sein soll.
14. März. (London.) Kolonialminister Chamberlain kehrt
aus Südafrika zurück und wird begeistert empfangen. — Vielfach
wird ausgesprochen, daß er die Regierung vor einer Niederlage
erretten müsse, denn seit seiner Abreise habe sich die parlamenta-
rische Mehrheit beträchtlich vermindert und in mehreren Nachwahlen
sei die Regierung geschlagen worden.
17. März. (Unterhaus.) Marinebauten; Abrüstungsfrage,
Beiträge der Kolonien.
Die Regierung beantragt den Neubau von 3 Schlachtschiffen, 4 Kreu-
zern erster Klasse, 3 geschützten Kreuzern, 4 Aufklärungsschiffen, 15 Tor-
pedobootszerstörern und 10 Unterseebooten.
Abg. Reid schlägt internationale Verhandlungen zur Einschränkung
der Flottenrüstungen vor. Der Parlamentssekretär der Admiralität Arnold
Forster erklärt, die Stellung Englands in bezug auf Flottenausgaben ent-
spräche nicht derjenigen der anderen Mächte. Die Regierung sei zu einem
Abkommen geneigt, das eine Herabminderung der gewaltigen Rüstungen
herbeiführen könne, aber es sei nicht Sache Englands, auf diesem Wege
voran zu gehen, wenn die anderen nicht bereit seien mitzugehen. — Ueber
die Beteiligung der Kolonien an dem Ausbau der Reichsflotte sagt er:
Jedermann müsse einsehen, daß in der Gleichgültigkeit der Kolonien eine
große Gefahr liege. Die Nation habe das lange ruhig mit angesehen;
aber es sei zu befürchten, daß die Reaktion eines Tages eintreten werde.
Anderseits habe die Regierung nicht die Absicht, irgendwelchen Druck in
dieser Beziehung auf die Kolonien auszuüben; man werde es stets ihrem
eigenen freien Willen überlassen, das beizusteuern, was sie für richtig
hielten. In vielen der Kolonien, fuhr der Redner fort, scheine die voll-
ständig falsche Ansicht zu herrschen, daß in einem Kriegsfalle jede Kolonie
genug tun würde, wenn sie ihre eigenen Meere verteidige, was mit einigen