IX.
Schweiz.
Ende Januar. Gesetzentwurf über Einfuhr von Brieftauben.
Der Bundesrat unterbreitet der Bundesversammlung einen Gesetz-
entwurf, wonach die Einfuhr lebender Brieftauben in die Schweiz von der
Bewilligung der Militärbehörde abhängig gemacht und die Trainierung
von Brieftauben zum Fluge aus der Schweiz nach dem Auslande oder
umgekehrt verboten wird. Der Gesetzentwurf ist dadurch veranlaßt worden,
daß wiederholt versucht worden war, ausländische Brieftauben nach der
Schweiz einzuführen und für den Flug nach dem Auslande abzurichten.
15. März. Volksabstimmung über den neuen Zolltarif.
(Vgl. 1902 S. 268, 269.)
Bei der Volksabstimmung über den neuen Zolltarif, welcher die
Grundlage für die künftigen Handelsvertragsverhandlungen bilden soll,
werden 329000 Stimmen für und 223.000 Stimmen gegen den Tarif
abgegeben. Die Opposition besteht hauptsächlich aus industriellen Kreisen,
namentlich der Arbeiterschaft, die eine Verteuerung der Lebensmittel be-
fürchtet. Die Uhrmacherkantone Neuenburg und Genf verwerfen den Tarif
mit Neunzehntelmehrheit.
Mitte März. (Bern.) Die Bundesversammlung über die
Nationalratswahlen.
Die Bundesversammlung beschließt in beiden Räten mit großer
Mehrheit, bei dem Schweizer Volk die Ablehnung der Volksinitiative zu
beantragen, gemäß der die künftige Vertretung im Nationalrat nicht mehr
auf der Grundlage der Gesamtbevölkerung (ein Mitglied auf je 20000
Seelen), sondern nur auf derjenigen Bevölkerung der Schweizer Bürger
erfolgen soll. Die Annahme dieser Initiative hätte eine Verminderung
des Nationalrates um 20 Mitglieder auf Kosten der Verkehrszentren
zur Folge.
24. März. Der Ständerat genehmigt einstimmig den vom
Bundesrat mit einem schweizerisch-französischen Bankkonsortium ab-
geschlossenen Vertrag über die Aufnahme einer dreiprozentigen An-
leihe von 70 Mill. Fr. zur Umwandlung der älteren Anleihen und
zur Beschaffung der Mittel für die Neubewaffnung der Artillerie.