II.
Die österreichisch-ungarische Monarchie.
1. Januar. (Böhmen. Mähren.) Das offiziöse k. k. Tele-
graphenkorrespondenzbureau gibt bekannt, daß es von nun an für
Böhmen und Mähren alle Nachrichten, die bisher nur deutsch ver-
breitet wurden, in deutscher und tschechischer Sprache heraus-
geben wird.
2. Januar. (Ungarn.) In Debreczin wird der von der
Regierung ernannte Obergespan Kovacz von einer Volksmenge
schwer mißhandelt. — Die Regierung entsendet Militär und einen
Kommissar mit außerordentlichen Vollmachten.
10. Januar. (Wien.) Die gemeinsame Ministerkonferenz
beschließt, daß, trotz fehlender Genehmigung von seiten der unga-
rischen Gesetzgebung, zugleich mit dem autonomen Zolltarif auch
die ratifizierten Handelsverträge mit den fremden Mächten am
1. März in Ungarn in Kraft gesetzt werden sollen. In Oesterreich
werden der Zolltarif und die Verträge ordnungsmäßig promulgiert
werden.
Mitte Januar. (Ungarn.) In mehreren Distrikten finden
blutige Zusammenstöße zwischen der Menge und der Gendarmerie
statt, namentlich in den Komitaten Bereg und Krasso-Szöreny.
Januar. (Ungarn.) Die Presse der Koalition greift den
Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski scharf an; er wider-
strebe der Trennung der Armee im Interesse der auswärtigen Politik.
Abg. Kossuth erklärt die Großmachtstellung nur für ein dynastisches,
nicht für ein ungarisches Interesse.
Januar. Verhandlungen mit Serbien über den bulgarisch-
serbischen Handelsvertrag.
Der österreichisch-ungarische Gesandte in Belgrad, v. Czikann, teilt
der serbischen Regierung mit, daß seine Regierung in Sachen der serbisch-