294 EGroßbritannien. (März 30.—April 9.)
und die Ausstände abgeändert werden sollen. Der Entwurf sei nötig ge-
worden infolge der Entscheidung der Gerichte, wonach als Recht erkannt
worden war, daß Schadenersatz für die Folgen ungesetzlichen Vorgehens
von Mitgliedern einer Trades Union während eines Ausstandes aus dem
Vermögen des betreffenden Gewerkvereins erwirkbar ist, auch wenn dieses
Vorgehen nicht durch dessen Vollzugsausschuß gutgeheißen worden sein sollte.
Walton erklärt, daß gemäß den Bestimmungen des Entwurfes Ersatz für
Schäden, die durch gesetzwidrige Handlungen verursacht sind, nicht aus dem
Vereinsvermögen beansprucht werden kann, sobald diese Handlungen nicht
durch den Vollzugsausschuß der Trades Unions genehmigt worden sind.
Walton bekämpft die Forderung der Arbeitervertreter, daß das Vermögen
der Trades Unions ganz und gar gegen derartige Ansprüche geschützt sein
solle, und erklärt: Lassen Sie uns kein privilegiertes Proletariat schaffen!
Der Minister bemerkt indes, daß die Regierung die Frage schließlich der
Entscheidung des Hauses überlassen werde, und erklärt, der Gesetzentwurf
legalisiere auch das sogenannte friedliche Streikpostenstehen. Shackleton
(Arbeiterpartei): Die Arbeiterpartei könne mit dem Gesetzentwurfe nicht
zufrieden sein. Die Regierung habe bei den Wahlen versprochen, die For-
derungen der Arbeiterpartei zu begünstigen. Am 30. beantragt Hudson
(Arb.P.), daß die Fonds der Trades Unions in keiner Weise herangezogen
werden zur Leistung von Entschädigungen wegen ungesetzlicher Akte von
Mitgliedern der Trades Unions. Keir Hardie (Arb. P.) sagt in der Be-
gründung, daß derjenige, der mit der Arbeiterpartei über Arbeiterfragen
in Konflikt gerate, den Tag, an dem es geschehe, zu bereuen haben werde.
Premierminister Campbell-Bannermann: Der Hauptunterschied zwi-
schen den beiden Anträgen bezieht sich auf die vollständige Unantastbarkeit
der Trade-Unionsfonds, für die der vorliegende Antrag Sorge trägt.
Aber auch in diesem Punkte sind beide Parteien im Grunde bemüht, zu
gleichem Ziele zu kommen; sie bewegen sich nur auf verschiedenen Wegen.
Daher stimme er für den Antrag Hudson. Mehrere Redner der Unionisten
verhöhnen die Regierung wegen ihres „feigen Nachgebens“ gegen die
Wünsche der Arbeiterpartei. — Der Antrag Hudson wird mit großer
Mehrheit angenommen.
30. März. Das Oberhaus genehmigt mit großer Mehrheit
gegen den Willen der Regierung einen Antrag, der Lord Milners
Verdienste um Südafrika anerkennt. — Im Unterhause war Milner
am 21. scharf angegriffen worden.
Anfang April. Diskussion über Algeciras.
Die Presse nimmt im allgemeinen an, daß die Konferenz von
Algeciras mit einem für Deutschland und Frankreich günstigen Kompro-
miß geendet habe. — Ministerpräsident Campbell-Bannermann sagt
in einer öffentlichen Rede, England habe Frankreich loyal unterstützt, aber
keine andere Macht verletzt.
9. April. Das Unterhaus genehmigt in erster Lesung eine
von der Regierung eingebrachte Unterrichtsbill.
Danach sollen alle Schulen, die aus dem Gelde der Steuerzahler
erhalten oder unterstützt werden, als Staatsschulen gelten und eine voll-
ständig gleichartige Unterrichtsmethode erhalten. Schulen, die nicht als
Staatsschulen anzusehen sind, erhalten keinen Zuschuß mehr aus öffent-
lichen Geldern. Das bisherige System, das zwischen freiwilligen Schulen
und Staatsschulen unterschied, kommt in Wegfall. Elementarschulen, die