I.
Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder.
1. Januar. (Preußen.) Der Generalstabschef Generaloberst
Graf Schlieffen tritt wegen hohen Alters (73 Jahre) zurück. Sein
Nachfolger wird Generalleutnant Helmuth v. Moltke.
1. Januar. (Bayern.) Aus Anlaß des hundertjährigen
Bestehens des Königreichs Bayern werden in allen Kirchen Dank-
gebete abgehalten.
2. Januar. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt
über die Balkanpolitik Italiens:
„In verschiedenen Blättern ist die Besorgnis laut geworden, der
neue italienische Minister des Aeußern Marquis di San Giuliano werde
in der Balkanfrage eine zu der Haltung Oesterreich-Ungarns im Gegensatz
stehende Politik einschlagen. Man hat sich dabei auf gewisse Veröffent-
lichungen bezogen, die von Marquis Giuliano im Jahre 1902, nicht, wie
angegeben, in neuerer Zeit, ausgegangen sind. Wir teilen diese Besorgnis
nicht. Wir haben volles Vertrauen zu der Loyalität des neuen italienischen
Ministers des Aeußern, und wir sind gewiß, daß die Richtschnur seiner
Politik die nämliche sein wird, wie die seines Vorgängers, getreu dem
Geiste des Dreibundes."
2. Januar. (Preußen. Hessen.) In den Werkstätten der
Eisenbahngemeinschaft wird die neunstündige Arbeitszeit eingeführt.
8. Januar. Ein Weißbuch über Marokko, das bestimmt ist,
die Lücken des französischen Gelbbuches über die deutsch-französischen
Verhandlungen auszufüllen, wird veröffentlicht. — Es wird von
der Presse günstig beurteilt. (Vgl. Staats-Archiv Bd. 72.)
9. Januar. Die japanische resp. deutsche Gesandtschaft in
Tokio wird zur Botschaft erhoben.
9. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Finanz-
minister Frhr. v. Rheinbaben legt den Etat vor.
Der Etat balanciert mit 2910344396 Mark. Der Finanzminister
betont, daß die Staatseinnahmen zwar gestiegen seien, daß aber dennoch
Europäischer Geschichtskalender. XLVII 1