DVas BDeuisthe Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 18. —24.) 123
lichen Toast, den Sie soeben ausgebracht haben, möchte Ich dem Bilde
entsprechend den Rückblick auf die zehn Jahre vergleichen mit dem Baro-
meter. Das Barometer hat seine Kurven, es geht hinab, es geht hinauf
und es geht auf wagerechtem Wege weiter. So ist es auch im Völker-
leben, und so ist es im Vereinsleben. Man soll sich aber durch ein ein-
zelnes Fallen in den Kurven nicht stören und den Mut nicht sinken lassen,
wenn nur die Gesamtkurve immer nach oben geht, und danach wollen wir
streben. Deswegen will Ich Mein Glas erheben und leeren auf den Nord-
deutschen Regattaverein und auf die Stadt Hamburg, indem Ich zugleich
Meinen tiefsten Dank ausspreche dafür, daß Sie zu meinem heutigen Siege
Mir den bewährten Führer von der Hamburg überlassen haben. Er ist
auf Hamburger Gewässern, auf einem Hamburger Schiff, unter hansea-
tischer Flagge ausgebildet worden, und so hatte die Stadt Hamburg und
der Norddeutsche Regattaverein die Genugtuung, den ersten deutschen
Kapitän für den ersten Deutschen Kaiser, der zu Wasser fährt, zu stellen.
Ich trinke auf den Norddeutschen Regattaverein und die Stadt Hamburg,
und Ich bitte, die erste deutsche Crew, die heute auf meiner Jacht gesiegt
hat, mit einzuschließen: Hurra, hurra, hurra!
18. Juni. (Berlin.) Der Lordmayor von London besucht
Berlin und wird feierlich empfangen.
19. Juni. (München.) Schluß eines Prozesses von sechs-
wöchiger Dauer wegen Auswucherung von Offizieren.
22.23. Juni. (Heidelberg.) Die Delegiertenversammlung
des neu begründeten Nationalvereins für das liberale Deutschland
faßt folgende Resolution:
Die Hauptversammlung des Nationalvereins für das liberale Deutsch-
land ist überzeugt, daß die führende Mitwirkung bei der Lösung der
Arbeiterfrage zurzeit eine Hauptaufgabe des Liberalismus ist. Sie er-
wartet, daß der Nationalverein in dieser Richtung seine Betätigung er-
blickt und dafür sorgt, daß den bestehenden mißlichen Zuständen ein Ende
gemacht wird.
24. Juni. (Kiel.) Der Kaiser besucht einen japanischen
Kreuzer und richtet folgende Ansprache an die Offiziere:
Meine Herren! Ich heiße Sie und Ihre Schiffe in Meinem Namen
wie im Namen Meiner Flotte und Meines Landes in diesem Hafen herz-
lich willkommen. Ich weiß die gütige Absicht Sr. Majestät des Kaisers
von Japan bei der Entsendung dieses Geschwaders nach Kiel in hohem
Maße zu würdigen. Ich beglückwünsche Sie zu dem Aussehen Ihrer
Schiffe und Ihrer vortrefflichen Mannschaften, und Ich vertraue und hoffe,
daß die japanische und die deutsche Flotte stets als gute Freunde und
Kameraden zusammen wirken mögen, sowie daß Ihre Flaggen stets Seite
an Seite wehen mögen zur Erhaltung von Frieden und Ordnung in
der Welt.
24. Juni. Ministerwechsel im Reiche und Preußen.
Staatssekretär des Innern Graf Posadowsky tritt zurück; sein
Nachfolger wird der preußische Minister des Innern v. Bethmann-
Hollweg. Preußischer Minister des Innern wird der Oberpräsident von
Ostpreußen Graf Moltke. — Ferner tritt der preußische Kultusminister
v. Studt zurück, sein Nachfolger wird der Unterstaatssekretär im Mini-
sterium der öffentlichen Arbeiten Holle.