254 Das NVeuische Reich und seine einzelsen Glieder. (Juli 6.)
steuergesetzes werden auch im Plenum einstimmig abgelehnt. Das
Gesetz über die Besteuerung von Zündwaren wird mit 179
gegen 165 Stimmen angenommen.
6. Juli. An Stelle von Dolega-Kozierowski wird Ob.Reg.-
Rat Uckert zum Regierungspräsidenten in Schleswig ernannt.
6. Juli. (Berlin.) Der Dezernent der Preßabteilung im
Auswärtigen Amt Wirklicher Geheimer Legationsrat Hammann
wird auf Antrag des Staatsanwaltes von der Anklage des Mein-
eides durch das Berliner Schwurgericht freigesprochen. Die ge-
samten Kosten des Verfahrens werden dem Nebenkläger Architekten
Professor Schmitz auferlegt.
6. Juli. (Saßnitz.) In Anwesenheit des Kaisers und des
Königs von Schweden erfolgt die feierliche Eröffnung der Dampf-
fährverbindung zwischen Deutschland und Schweden. Die Rede des
Kaisers bei dem Frühstück an Bord der „Hohenzollern“ lautet:
„Es gereicht Mir zur großen Freude und ganz besondern Genug-
tuung, Eure Majestät heute an Bord Meiner Jacht „Hohenzollern“ be-
grüßen zu können. Ich bin dankbar dafür, daß Eure Majestät beschlossen
haben, an den in den deutschen Gewässern stattfindenden Feierlichkeiten
anläßlich der Eröffnung der Fährverbindung zwischen Deutschland und
Schweden in höchsteigener Person teilzunehmen. Einer Anregung Eurer
Majestät weiser Regierung entsprungen, hat der Plan der neuen Verkehrs-
einrichtungen bei Mir und Meiner Regierung freudige Aufnahme, volles
Verständnis und eifrige Förderung gefunden. Dank hingebender Arbeit
ist das Werk heute vollendet. Möge der neue Weg über die Ostsee Handel
und Verkehr zwischen Deutschland und Schweden kräftig beleben und
fördern, möge er eine neue Brücke bilden zwischen den Herzen der beiden
stammverwandten Nationen. Ich erhebe Mein Glas auf das Wohl Eurer
Majestät, des erhabenen Vertreters und Lenkers des ruhmreichen schwe-
dischen Volkes."
Der König von Schweden antwortet folgendes:
„Eure Majestät! Es ist Mir ein Herzensbedürfnis, Eurer Majestät
Meinen wärmsten Dank auszusprechen für die freundlichen Worte, die
Eure Majestät an Mich gerichtet haben und für die heutige schöne Feier,
an welcher teilzunehmen Mir die größte Freude und Genugtuung bereitet.
Seit langem hegte Ich und Meine Regierung den Wunsch, eine den modernen
Anforderungen mehr entsprechende Verkehrsverbindung zwischen den beiden
Ländern entstehen zu sehen. Dank dem großen Wohlwollen und dem tat-
kräftigen Beistand, welche Eure Majestät und Eurer Majestät Regierung
unsern Bestrebungen entgegengebracht, haben sich unsere Wünsche nun in
schönster Weise verwirklicht. Von Herzen teile Ich die Hoffnungen, die
Eure Majestät für die Zukunft der neuen Verbindung zum Ausdruck ge-
bracht haben. Möge dieselbe dazu beitragen, die herzlichen Beziehungen
zwischen den beiden von alters her befreundeten Nationen zu stärken und
u entwickeln. In dieser Hoffnung erhebe Ich mein Glas und trinke auf
as Wohl Sr. Majestät des Kaisers und Königs und auf das Wohlergehen
des Deutschen Reichs!