642 Mittel= und Südamerik#. (Januar Mitte— April 8.)
Mitte Januar. (Brasilien.) Ausschreitungen gegen einen
Deutschen.
Der Deutsche Kulack, der 1908 wegen Beseitigung einer Brücke mit
den brasilianischen Behörden Schwierigkeiten hatte, wird bei seiner Rück-
kehr aus Deutschland in Joinville von der Menge überfallen, mit seinen
Begleitern gezwungen, kniend die Nationalflagge zu küssen, durch die Straßen
u tragen und ein Hoch auf Brasilien auszubringen. Die brasilianische
hresse verurteilt diese Ausschreitungen.
WB. Januar. (Chile.) Neues Ministerium.
Inneres Eduard Charme, Aeußeres, Kultus und Kolonisation
Raphael Balmaceda, Finanzen Ludwig Devoto, Justiz und öffentlicher
Unterricht Georg Hanneus, Krieg und Marine Dario Zanacku, Industrie
und öffentliche Arbeiten Emanuel Espinota Java. Es ist bereits das
siebente des Präsidenten Pedro Monti seit dem 18. September 1906.
6. Februar. (Chile.) Brand der deutschen Gesandtschaft
in Santiago.
Es stellt sich heraus, daß der Kanzlist der Gesandtschaft, Beckert,
nach Ermordung des Pförtners den Brand angelegt hat, um einen Dieb-
stahl von 25000 Piastern aus der Gesandtschaftskasse zu verheimlichen.
Er wird in Chillan verhaftet und nach Santiago zurückgebracht.
6. Februar. (Argentinien.) Der Senat nimmt den von
der Kammer schon genehmigten Staatshaushalt für 1909 an.
Er beläuft sich in Einnahmen und Ausgaben auf 255 Millionen
Peso Papier (— 450 Millionen Mark).
14. Februagr. (Venezuela.) Das Verbot des Handels-
verkehrs für kleine Schiffe zwischen Curacao und Venezuela wird
aufgehoben.
19. Februar. (Venezuela.) Der Expräsident Castro verläßt
nach gut gelungener Operation Berlin, um zunächst in Dresden
Erholung zu suchen.
1. März. (Mexiko.) Eröffnung der Tehuantepecbahn, die
der Panamabahn parallel läuft und namentlich für Gütermassen-
versendungen durch das nördliche Mexiko eingerichtet ist.
12. März. (Nikaragua und San Salvador.) Zwischen
den Republiken Nikaragua und San Salvador ist Krieg aus-
gebrochen. Die Kanonenboote „Prefidente“ und „Momotambo“
liefern ein Gefecht.
13. März. (Nikaragua.) Der Präsident von Nikaragua
Zelaya läßt an der Grenze von Costarica Befestigungen errichten
und mit großen Vorräten an Munition versehen.
8. April. (Venezuela.) Die französische Regierung be-
schließt auf die Nachricht, daß Castro auf Martinique gelandet sei,
ihm bekanntzugeben, daß er ausgewiesen sei.