Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Das Denisqhe Reĩqh und seint einjelnen GSlieder. (Februar 5.) 53 
mission behandelt worden. Es geht nicht an, die informatorische Beschäf- 
tigung zu beseitigen. Das würde hinauslaufen auf die Vermehrung der 
Verwaltungsbeamten, während doch jetzt das Bestreben allgemein auf 
Verminderung der Beamten geht. Die Verwaltungssekretäre treten erst 
im 21. Lebensjahre in ihr Amt ein, während die Gerichtssekretäre schon 
mit 18 Jahren eintreten. Deshalb muß ein Ausgleich in den Gehalts- 
bezügen stattfinden. 
Ernst (frs. Vgg.): Der Dienst unserer Volksschullehrer ist sehr 
anstrengend. Es wäre daher zu wünschen, daß sie von dem niedern 
Küsterdienste, den sie vielfach zu leisten haben, endlich befreit würden. 
Dagegen, daß sie als Organisten im Nebenamt beschäftigt werden, haben 
wir nichts einzuwenden, wenn eine angemessene Entschädigung dafür gezahlt 
wird. Zu bedauern ist es, daß die Feichenlehrer und die Seminarlehrer 
in dieser Vorlage nicht besser fortgekommen sind. Auch den Torf-, Wiesen- 
und Flußmeistern hätte ich eine höhere Gehaltsaufbesserung gewünscht. 
Stroebel (Soz.) erklärt die Aufbesserung der Unterbeamten für 
völlig unzulänglich. Sie hat nicht einmal den Wert einer Teuerungszulage. 
Da nach der Absicht der Regierung in fünfzehn Jahren keine neue Be- 
soldungsreform kommen soll, werden die Unterbeamten auch in teuern 
Zeiten auf ihren spärlichen Gehaltssatz angewiesen bleiben. Eine bessere 
Lebensführung, eine Teilnahme an den Kulturgenüssen der Gegenwart 
wird den Unterbeamten nach wie vor versagt sein. Bedauerlich ist es 
auch, daß die Wohnungsgeldfrage noch nicht geregelt ist. Ich erwarte, 
daß die Regierung wenigstens auf diesem Gebiet noch einiges gut zu 
machen sucht. 
v. Pappenheim (kons.): Es gehört wirklich Mut dazu, mit solcher 
Unkenntnis von der Vorlage zu sprechen, wie der Vorredner es tat. 
(Sehr richtigl) Die Unterbeamten werden um 20 Prozent, die mittleren 
um 15 und die höheren um 7½ Prozent aufgebessert. Wie kann man da 
von einer Benachteiligung der Unterbeamten sprechen! Im Wohnungs- 
gelde sind die Unterbeamten in wenig Jahren um 100 Prozent auf- 
gebessert worden. 
Ein Schlußantrag wird angenommen. 
In der Einzelberatung werden sämtliche Gehaltsklassen unverändert 
nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen. Nur wird entsprechend 
einem Antrag aller Parteien festgesetzt, daß die Buchhalterinnen und 
Lehrerinnen bei den Gefängnissen, die nach den Beschlüssen zweiter Lesung 
1400 bis 2400 Mark in 15 Jahren erreichen sollten, in derselben Auf- 
rückungsfrist ein Gehalt von 1400 bis 2500 Mark beziehen. 
In der Gesamtabstimmung wird der Entwurf einstimmig vom ganzen 
Hause, auch von den Sozialdemokraten, angenommen und damit verabschiedet. 
Er geht an das Herrenhaus. 
5. Februar. (Reichstag.) Die Nachlaßsteuer in der Kom- 
mission. 
Die Finanz-= und Steuerkommission des Reichstages setzt die Ver- 
handlung über die Nachlaßsteuer fort. Von freisinniger Seite wird noch 
einmal mit aller Schärfe festgestellt, daß die Zustimmung der Fraktions- 
gemeinschaft zur Finanzreform nicht zu haben sei, wenn nicht ein er- 
heblicher Teil des Gesamtbedarfs aus der Besteuerung des Besitzes gedeckt 
werde. Die Reichsvermögenssteuer ziehen die Freisinnigen der Nachlaß- 
steuer vor. Unbedingt auf dem Boden der Vorlage stehen die Sozial- 
demokraten, deren Vertreter sich das Geständnis entschlüpfen läßt, daß
	        
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