Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Das Veutsche Reich uud seine ein#elnen Glieder. (Februar 26. 27.) 77 
deutschen Volksvermögens auf 350 Millionen Mark nach Stein- 
mann-Bucher werden lebhaft umstritten. 
26. Februar. (Reichstag.) Der Antrag Brandis über die 
Freiheit des Grundeigentumserwerbs (also gegen die An- 
siedlungspolitik Preußens) wird in namentlicher Abstimmung mit 
189 gegen 132 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen angenommen. 
26. Februar. (Reichstag.) Zweite Beratung des Etats 
für Ostafrika. 
Staatssekretär Dernburg erklärt, daß nach dem deutsch-englischen 
Abkommen von 1890 und nach dem Kongo--Abkommen die Inder in den 
deutschen Kolonien genau so gleichberechtigt seien wie ein Londoner Eng- 
länder. Die Arbeiterfrage gehe unter dem bisherigen System einer 
günstigeren Lösung entgegen. Für die Besiedelung der Kolonien durch 
deutsche Ansiedler könne der Staat nichts weiter tun als eine geregelte 
Obrigkeit einzurichten, eine zuverlässige Gerichtspflege zu schaffen, für 
Schulen zu sorgen, sowie Straßen, Kanäle und Eisenbahnen zu bauen. 
Alles andere müssen die Ansiedler selbst machen. 
26. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) 
Der Eisenbahnminister erklärt in der Budget-Kommission, daß 
die Einführung des elektrischen Betriebes auf der Strecke Berlin-Groß- 
lichterfelde und auf der Strecke Hamburg-Altona-Blankenese durchgeführt 
sei, und daß für die Strecke Magdeburg-Zerbst-Bitterfeld-Leipzig der 
elektrische Betrieb in Aussicht genommen sei. Die Fahrkartensteuer würde 
bei einem guten Gelingen der Reichsfinanzreform aufgehoben werden 
önnen. 
26. Februar. Der Vizeadmiral a. D. Reinhold v. Werner, 
dessen „Buch von der deutschen Flotte“ und „Schule des See- 
wesens“ die weiteste Verbreitung gefunden haben, f im 84. Lebens- 
jahre in Charlottenburg. 
27. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Minister 
des Innern v. Moltke legt die Stellung der Regierung betreffs der 
politischen Lage in Nord-Schleswig dar. 
Die Dänenpolitik der Regierung seit dem Optantenvertrag von 1907 
werde zwar in breiten Kreisen anerkannt und entspräche dem Interesse 
Deutschlands und Dänemarks an freundschaftlich-nachbarlichen Beziehungen. 
Der Minister sagt: Die Entwickelung in Nordschleswig macht, wie ich 
mich persönlich an Ort und Stelle habe überzeugen müssen, einen weniger 
günstigen Eindruck. Die als Wirkung des Optantenvertrages erhoffte Be- 
ruhigung der nationalen Leidenschaften ist leider nicht eingetreten. (Hört, 
hört!) Es kann auch für mich keinem Zweifel unterliegen, daß die 
dänische Propaganda in Nordschleswig zugenommen hat und auf allen 
Gebieten des öffentlichen Lebens sich bemerkbar macht. Im Gebiet des 
Vereins= und Versammlungswesens werden Anstrengungen gemacht, die 
Dänisch sprechende Bevölkerung zu sammeln und sie von den Deutschen 
abzusondern. Die bereits erwähnten drei großen nationaldänischen Vereine 
Nordschleswigs, der Wahlverein, der Schulverein, der Sprachverein, haben 
an Ausdehnung unzweifelhaft gewonnen. Viele neue dänische Ortsvereine
	        
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