I.
Das Deutsche Reich
und seine einzelnen Glieder.
1. Januar. Wie im Vorjahre tauscht der Reichskanzler mit
den auswärtigen Ministern Österreich-Ungarns und Italiens tele-
graphische Glückwünsche aus.
1. Januar. (Charlottenburg.) Der Drogist Julius Schar-
mach wird wegen unerlaubten Vertriebs des gistigen Methylalkohols
verhaftet, durch den 163 Personen — zumeist Gäste des Berliner
Aiyls für Obdachlose — (71 tödlich) vergiflet worden find.
2. Januar. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bringt
einen Artikel über die Wabhlparole der Regierung.
Der Schluß lautet: „Wir brauchen einen Reichstag, der bereit ist,
unsere bisherige Wirtschaftspolitik, die Politik der Handelsverträge und des
Schunes der nationalen Arbeit weiterzuführen. — Wir bruuchen einen
Reichstag, der bereit ist, unsere Sozialpolitik, die Bürgerschaft einer friedlichen
Entwicklung im Innern, ruhig und besonnen fortzusetzen — Wir
brauchen einen Reichstag, der bereit ist, Heer und Flotte dauernd im
Zustand höchster Leistungsfähigkeit zu erhalten und Lücken in unserer Rüstung
zu schließen.
Bei der Lösung aller dieser Ausgaben pflegt die Sozialdemokratie
ihre Mitarbeit zu versagen. Darum ist die endliche Ueberwindung dieser
Partei, deren Bestehen eine Gefahr bedeutet für die nationale Geschlossenheit
unseres Volkes wie für die Erhaltung des politischen, geistigen und
sittlichen Erbes unserer Väter, eine Lebensfrage für unser Valerland. Wer
das alles vor Augen hält, wird sich klar darüber sein, daß kein pflicht-
bewußter deutscher Mann am 12. Januar an der Wahlurne fehlen darf.
Er kann auch nicht im Zweifel darüber sein, gegen wen er Front zu
nehmen hat."
3. Januar. (Breßlau.)DervDichter und Rechtshistoriker
Felix Dahn gestorben im 78. Lebensjahre.
6. Januar. (Kiel.) Auf dem kleinen Kreuzer „Stettin“ wird
ein eisernes Spind, das zur Aufbewahrung geheimer Dienstvorschriften
bestimmt ist., erbrochen gefunden.
7. Januar. Deutsche Emissionen im Jahre 1911.
Die „Frankfurter Zeitung“ veröffentlicht die folgenden Vergleichsziffern:
Europäischer Geschichtskakender. LIII.