Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Bs Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (März 4.) 89 
genommen. Es liefen im Berichtsjahre 727 Schiffe mit 1 136 012 Netto- 
Registertonnen gegen 590 mit 1025 267 Netto-Registertonnen im Vorjahre 
ein. Die deutsche Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft wies im Berichtsjahre 
die folgende außerordentlich günstige Verkehrsentwicklung auf: Einnahmen 
aus dem Personenverkehr 1911/12 960247 Dollar gegen 644 880 Dollars 
in 1910 11, aus dem Güterverkehr 1911/12 3068 159 Dollar gegen 2750 911 
in 1910.11. Die Monate Oktober, November und Dezember 1912 ergaben 
mit 1211000 Dollar eine Mehreinnahme von 166000 Dollars gegen die 
gleichen Monate des Vorjahres. Die Schantung-Bergbaugesellschaft förderte 
vom 1. Oktober 1911 bis 13. September 1912 im Fangtse= und Hungschan- 
felde zusammen 532 589,5 Tonnen Steinkohlen, gegenüber 453 275,15 Tonnen 
imgleichen Zeitraum des Vorjahres. Nach Tsingtau kamen davon 1063 289 Ton- 
nen, gegenüber 128 655 Tonnen im Vorjahre; der größte Teil davon entfällt auf 
die Hungschankohle. Im Oktober 1912 wurden 59 404, im November 1912 
51921 Tonnen gefördert. Die seit langen Jahren erwogenen Pläne der Er- 
schließung und Verwertung der großen deutschen Eisenlager und die Schaffung 
einer Hüttenindustrie in Tsingtau fangen nunmehr an, festere Gestalt zu gewin- 
nen. Das finanzielle Ergebnis des Geschäftsjahres für den Fiskus bestätigt die 
günstige Entwicklung des Schutzgebietes. Die „eigenen Einnahmen“ sind 
von 5 325 978 Mark auf 6 739 480 Mark gestiegen. Diese bedeutende Steige- 
rung der Einnahmen ist vornehmlich durch die Vermehrung der Einnahmen 
aus Landverkäufen um rund 465 000 Mark (625 532 im Berichtsjahre gegen 
150 990 im Vorjahre) entstanden. Im Zusammenhange hiermit steht eine 
Mehreinnahme aus den Grundsteuern von 26000 Mark. Ein Beweis für 
die erfreuliche Hebung des Handels bilden die Mehreinnahmen bei der 
Hafenverwaltung von 129000 Mark, bei den Hafengebühren und Lotsen- 
geldern von 36000 Mark, bei dem deutschen Anteil an den Einnahmen 
des chinesischen Seezollamts von 46000 Mark. Ferner sind noch besonders 
hervorzuheben die Mehreinnahmen des Elektrizitätswerkes von 84 000 Mark, 
des Wasserwerkes von 66 0O000 Mark. Das Unterrichtswesen der Kolonie 
zeigte im Berichtsjahre eine gute Weiterentwicklung. Die Gouvernements- 
schule (Reformrealgymnasium mit Untersekunda-Abschluß) für europäische 
Kinder nahm ständig zu. Die Schülerzahl wies am 1. Oktober 1912 191 
Schüler auf. Besondere Bedeutung ist dem Ausbau der deutschen Unter- 
richtseinrichtungen für chinesische Schüler beizumessen. Ihr Ziel ist, Tsingtau 
immer ausgeprägter zu dem Kulturzentrum zu gestalten, das in hohem 
Maße der Verbreitung deutscher Bildung und deutscher Sprache dient. 
Die wichtigste jener Einrichtungen ist die deutschechinesische Hochschule. Zahl- 
reiche chinesische Bewerber mußten abgewiesen werden, weil die Beschränkt- 
heit der Räume und die Zahl der vorhandenen Lehrkräfte eine weitere Er- 
höhung der Schülerzahl unmöglich erscheinen ließ. Die Aufforstungsarbeiten 
im Schutzgebiet haben ihren regelmäßigen Fortschritt genommen. Erfreu- 
lich ist die erhebliche Abnahme der Insektenplage. Das Landgebiet der 
deutschen Kolonie, dem die Marineverwaltung besondere Fürsorge zuwendet, 
hatte im Berichtsjahre eine gute Ernte zu verzeichnen. Auch die als Haus- 
industrie von der deutschen Verwaltung im Schutzgebiet neu eingeführte 
Strohbortenflechterei hat tüchtige Fortschritte gemacht. Auch die Erfolge 
der Seidenraupenzucht waren befriedigend. Der Wegebau macht gute Fort- 
schritte; die Aufforstungsarbeiten im bergigen Gelände, für deren Leitung 
auch das deutsche Forstamt seine Erfahrungen zur Verfügung stellt, wurden 
im Landgebiete freiwillig von den Chinesen übernommen. 
4. März. (Reichstag.) Die Budgetkommission erledigt 
den Etat für Ostafrika.
	        
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