Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Des Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (April 29. 30.) 223 
sollte Herrn v. Werner Mitteilung gemacht werden von der getroffenen Ent- 
scheidung, dazu hatte ich gar keine Veranlassung. Es ist auch nicht anzu- 
nehmen, daß eine Entscheidung, die am 2. Dezember erfolgte, von mir selbst 
am 10. Januar mündlich dem Künstler mitgeteilt wurde. Auch diese An- 
nahme ist eine reine Kombination wie die, daß politische Gründe für die 
Entscheidung maßgebend gewesen wären. Beide Kombinationen sind falsch. 
Bei der Unterredung zeigte sich der Künstler jedoch ganz ablehnend. Er 
ließ sich nicht bereit finden, noch an der Ausstellung teilzunehmen. Er sei 
krank, könne sich um die Ausstellung nicht kümmern und auch die Aufstel- 
lung seiner Bilder einem anderen nicht überlassen. Vor allem aber habe 
er nicht einen ausreichenden Raum in dem Ausstellungsgebäude, um ins- 
besondere seine Dioramen in wirkungsvoller Weise auszustellen. Daran ver- 
mochte ich nichts zu ändern. Und so mußte denn die Sache auf sich be- 
ruhen. Es haben dann in der vorigen Woche Auseinandersetzungen in der 
Presse stattgefunden. Die „Nordd. Allgem. Zig.“ hat eine Berichtigung ge- 
bracht und hat diejenigen Bilder, die ausgestellt worden wären, dem Gegen- 
stand nach bezeichnet. Damit ist auf das Schlagendste bewiesen, daß poli- 
tische Rücksichten in dieser Frage gar nicht bestimmend gewesen sind. Ich 
meine, deutlicher kann es nicht dargestellt werden. Ich hoffe, daß es mir 
gelungen ist, vollständig klarzulegen, daß die in der Oeffentlichkeit gegen 
die Regierung erhobenen empfindlichen Vorwürfe unbegründet sind. (Beifall.) 
30. April. (Mondschütz, Kreis Wohlau.) Das Herren- 
hausmitglied Frhr. v. Köckritz, Kammerherr und Rittmeister a. D. f, 
81 Jahre alt. 
30. April. (Preußisches Herrenhaus.) Die Beratung des 
Staatshaushaltsetats für 1913 wird bei dem Spezialetat des Mi- 
nisteriums des Innern fortgesetzt. (Polenstatistik. Berliner Miß- 
stände.) 
Bei den Ausgaben für das Statistische Landesamt bemerkt Ober- 
bürgermeister Dr. Wilms-Posen: Bei der letzten Volkszählung hat sich 
gezeigt, daß ein großer Teil der nicht deutschsprechenden Bevölkerung, auch 
Polen, die das Deutsche mehr oder minder gut beherrschen, in die betreffende 
Rubrik als der deutschen Sprache nicht mächtig eingetragen waren. Das 
gibt natürlich ein falsches Bild der Verhältniszahl zwischen denen, die neben 
der Muttersprache auch der deutschen Sprache mächtig sind, und denen, die 
nur Deutsch sprechen. Dies kann nur anders werden, wenn die gesetzliche 
Verpflichtung besteht, die Eintragung auch richtig zu machen. Es ist vor- 
gekommen, daß selbst Rechtsanwälte usw., von denen es notorisch ist, daß 
sie auch deutsch sprechen, als des Deutschen nicht mächtig eingetragen worden 
sind. Die Tätigkeit des Statistischen Landesamtes verdient in jeder Weise 
Anerkennung, aber es fehlt an einer provinziellen Statistik insoweit, als es 
sich um die Erfassung der wirtschaftlichen und sonstigen Verhältnisse der 
einzelnen Provinzen handelt. Jede Provinz hat ihr eigenes wirtschaftliches 
Leben, ihre eigenen Absatzverhältnisse, Arbeiterverhältnisse nsw. Vielleicht 
könnte ein statistisch vorgebildeter Nationalökonom mit der Bearbeitung 
dieser Fragen betraut werden. In den gemischtsprachlichen Landesteilen 
würde es sich bei diesen Feststellungen um die Verschiebung zwischen großem 
und bäuerlichem Besitz, um das Verhältnis des deutschen zum polnischen 
Großgrundbesitz und andere Fragen handeln. Natürlich müssen diese Fest- 
stellungen politisch unbeeinflußt sein und nur die obiektiven Resultate geben, 
gleichgültig ob sie erfreulich oder unerfreulich sind.
	        
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