236 Das Beutsche Reich und seine eintelnen Glieder. (Juni 4.—6.)
schweigs hinauslaufen. Ein hannoversches Blatt hat diesen Verdächtigungen
die Krone aufgesetzt, indem es behauptet, auch Ihre Königliche Hoheit die
Gemahlin des Prinzen Ernst August, die Tochter des Kaisers, werde nun-
mehr für die Wiederherstellung des Königreichs Hannover eintreten. Jedes
Wort der Zurückweisung wäre hier zu viel. Das feierliche Wort des Prinzen
Ernst August, das er im Einverständnis mit seinem Herrn Vater abgegeben
hat, bürgt über jeden Zweifel hinaus dafür, daß er nichts tun und nichts
unterstützen wird, was eine Aenderung des preußischen Besitzstandes im
Auge hat. Anders steht es mit der Ordnung der braunschweigischen Ver-
hältnisse. Auf Anregung der braunschweigischen Regierung wird, wie wir
annehmen, der Bundesrat im Laufe des kommenden Herbstes in die Lage
versetzt werden, zu prüfen, ob der Thronbesteigung des Prinzen Ernst
August in Braunschweig noch Bedenken entgegenstehen. Mit Hannover hat
das, wie wir wiederholen, nicht das mindeste zu tun; denn eine hannover-
sche Frage gibt es nicht.“
4. Juni. (Geldern.) Aus Anlaß der Zweihundertjahrfeier
der Zugehörigkeit des Herzogtums Geldern zu Preußen erscheint
der Kaiser zur Enthüllung des Kaiser Wilhelmdenkmals, eines
Werks des Professor Schaper-Berlin.
4. Juni. (Bremen.) Stapellauf des Linienschiffes „Ersatz
Weißenburg“, das der Großherzog von Baden „Markgraf“ tauft.
4.—5. Juni. (Breslau.) Hauptversammlung der Deutschen
Kolonialgesellschaft.
Die Verhandlungen leitet der Präsident der Gesellschaft Herzog
Johann Albrecht zu Mecklenburg. An Stelle Hollebens wird General
von Gayl einstimmig zum geschäftsführenden Vizepräsidenten gewählt.
Beschlüsse:
„Die Deutsche Kolonialgesellschaft ist der Ueberzeugung, daß eine
baldige planmäßige Besiedlung der gesunden Hochländer unserer Kolonien
dringend zu wünschen ist. Sie richtet deshalb an das Reichskolonialamt
die Bitte, energisch darauf hinzuarbeiten, daß die Besiedlung in keiner
Weise erschwert, sondern planmäßig mit Mitteln des Reiches gefördert werde.“
— „Die Hauptversammlung beschließt, das Reichskolonialamt zu bitten,
für Vorarbeiten zur Fortführung der Palimebahn in Togo nach Kpandu
die erforderlichen Mittel in den Reichshaushaltsetat für 1914 einzustellen.“ —
„Die Hauptversammlung beschließt, das Reichskolonialamt zu bitten, daß
im Etat des Schutzgebiets Togo eine Stelle für einen in Nordtogo dauernd
zu stationierenden Tierarzt geschaffen werde.“ — „Die Hauptversammlung
beschließt, den Herrn Reichskanzler und den Reichstag um Einstellung der
erforderlichen Mittel in den Etat zu bitten, um angesichts des Vorgehens
Frankreichs, Italiens und anderer Kolonialmächte mit der Einführung des
Land= und Wasserflugwesens zunächst in unseren großen afrikanischen Kolonien
ohne weiteren Aufschub beginnen zu können.“
5. Juni. Veröffentlichung der Vereinbarung vom 20. März
1913 mit Portugal über die Zugehörigkeit der im Rowuma-Fluß
(Ostafrika) gelegenen Inseln im „Deutschen Kolonialblatt"“.
6. Juni. (Berlin.) Das Ende der Berliner Sezession.
In einer außerordentlichen Generalversammlung sind der gesamte
Vorstand und mit ihm die Majorität der Mitglieder ausgetreten. Der