296 DPDes Penisqhe Reiqh und seine einzelnen Glieder. (August 11.—16.)
die nötige Stärkung und den nötigen Schutz zu verleihen, damit er den
ihm zustehenden Platz an der Sonne behauptet, das soll geschehen. Ich
schütze den Kaufmann. Sein Feind ist mein Feind. Und Gott gebe, daß
der deutsche Handel, wie bisher, auch künftig unter seinem Schutz in Friedens-
zeit sich entwickeln möge!“ — Beim Festmahle ergreift der Kaiser nochmals
das Wort und zitiert den Wahlspruch, der im Ratskeller zu lesen ist: „Das
Fähnlein ist licht an die Stange gebunden, aber es kostet viel, es mit Ehren
wieder herunter zu holen.“
11. August. (Bundesrat.) Die Verordnung über die den
Geschworenen und Schöffen zu zahlende Entschädigung wird ver-
öffentlicht.
§ 1. Schöffen und Geschworene erhalten für jeden Tag der Dienst-
leistung ein Tagegeld von fünf Mark. Als Tag der Dienstleistung gilt jeder
Tag, an dem der Schöffe oder Geschworene mit Rücksicht auf sein Amt
am Sitzungsort anwesend sein muß. Schöffen und Geschworene erhalten
außerdem für jedes durch die Dienstordnung notwendig gewordene Nacht-
quartier eine Zulage von drei Mark. § 2. Schöffen und Geschworene, die
außerhalb ihres Wohnortes einen Weg von mehr als zwei Kilometer zurück-
zulegen haben, erhalten als Reiseentschädigung für jedes angefangene Kilo-
meter des Hinwegs und des Rückwegs: 1. bei Wegen, die auf Eisenbahnen,
Kleinbahnen oder Schiffen zurückgelegt werden können, sechs Pfennige, 2. bei
Wegen, die nicht in dieser Art zurückgelegt werden können, zwanzig Pfennige.
Soweit ausnahmsweise aus besonderen Gründen die Benutzung von Be-
förderungsmitteln, die höhere Auslagen erfordern, notwendig ist, sind die
erforderlichen höheren Auslagen zu ersetzen. § 3. Die Reiseentschädigung
wird auch für die Reisen gewährt, die der Schöffe oder Geschworene während
der Tagung nach seinem Wohnort und zurück macht. Sie darf jedoch die
Höhe der Bezüge nicht übersteigen, die der Schöffe oder Geschworene er-
halten haben würde, wenn er am Sitzungsorte hätte anwesend sein müssen.
13. August. (Passny bei Chur.) Reichstagsabgeordneter
August Bebel (Sd.) 73 Jahre alt.
Aus den Nachrufen der Presse: Der „Vorwärts“: „Das Proletariat
erblickte in diesem silberhaarigen Greise mit dem glühenden Temperament
sein eigenes über sich selbst hinausgewachsenes Ich.“ Die „Frankfurter
Zeitung“: „Er war nur Parteimann, und innerhalb der Partei fehlte es
ihm nicht selten an Weitblick und Voraussicht.“ „Berliner Tageblatt“:
„Er war der letzte Charakterkopf aus der Zeit der Reichsgründung und
mit seinem Temperament einer der stärksten Redner.“ „Tägliche Rund-
schau“: „Er wirkte als echtes deutsches Volkskind für die Sache um der
Sache willen und verzehrte sich im Dienste dieser Sache.“ „Kreuzzeitung“:
„Er war ein ehrlicher Schwärmer.“ „Deutsche Tageszeitung“: „In seine
ganze politische Tätigkeit aus einem reinen Idealismus herausgewachsen.“
Dagegen die „Post“: „Bebel hat es fertiggebracht, alle Liebe, alle Dank-
barkeit, alle Achtung und Verehrung für sein Volk und Vaterland aus seinem
Herzen zu reißen und in einer Weise sein eigenes Blut und Land zu be-
geifern, wie es vor ihm wohl kaum einer getan hat.“
14. August. (Baden.) Die Neuwahlen zur Zweiten Kammer
werden auf den 21. Oktober, die der Ersten Kammer auf den 12. No-
vember festgesetzt.
16. August. Die Einladung der Vereinigten Staaten von