Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

304 Jos Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (August 27. 28.) 
Namen heiße Ich Sie, Meine Herren, hier in Meiner schönen Pfalz herzlich 
willkommen. Wir freuen Uns, daß die diesjährigen Manöver Uns für 
einige Tage in Ihre Provinz geführt haben und mit ihren werten Ver- 
tretern und treuen Bewohnern in nähere Berührung bringen, wobei Ich es 
mit ganz besonderer Freude begrüße, daß Mein treuer Freund und Ver- 
bündeter, Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von Bayern, die Gnade 
gehabt hat, Meiner Einladung zu folgen und an Meiner Seite an den 
festlichen Tagen in Posen teilzunehmen. Ich benutze gern auch diese 
Gelegenheit, nochmals wärmsten Dank zu sagen für die freundlichen 
Glückwünsche und Kundgebungen der Anhänglichkeit, welche Mir zu Meinem 
25jährigen Regierungsjubiläum aus Stadt und Land der Provinz Posen 
in reicher Fülle zugegangen sind. Heute früh ist es Mir vergönnt gewesen, 
der Weihe der fertiggestellten Kapelle dieses Meines Residenzschlosses bei- 
zuwohnen. Als ein prächtiges Zeugnis deutschen Kunstschaffens bildet sie 
einen würdigen Abschluß der ausgezeichneten Arbeit, die hier geleistet ist. 
Vollendet ist der festgefügte, harmonisch gegliederte Bau, ein Wahrzeichen 
landesherrlicher Macht und Fürsorge, und lobt seinen Meister. So möge 
auch die treue Arbeit und Fürsorge, die Preußens Könige der Provinz 
Posen in langen Jahren zugewendet haben, mit Erfolg gekrönt werden und 
die Provinz sich immer mehr zu einem festgefügten, zuverlässigen Gliede 
des herrlichen Baues unseres preußischen, unseres deutschen Vaterlandes 
entwickeln. Mögen ihre Bewohner — gleichviel welcher Nationalität und 
Konfession —, eng verbunden durch das Band der Liebe zur gemeinsamen 
schönen Heimat und das Band der Treue gegen König und Vaterland, sich 
die Errungenschaften deutscher Kultur zu eigen machen und ihres Segens 
froh werden. Gleich Meinen Vorfahren wird Mir das Wohl Meiner Provinz 
Posen stets besonders am Herzen liegen. Ich trinke auf eine segensreiche 
und glückliche Zukunft der Provinz und ihrer Bewohner! 
27. August. (Posen.) Als die zur Ziviltafel im Residenz- 
schloß geladenen polnischen Magnaten zurückkehrten, wurden sie von 
dem vor dem polnischen Hotel Bazar angesammelten polnischen 
Janhagel mit Johlen und Pfuirufen empfangen. 
. August. (Breslau.) Einzug des Kaiserpaares. 
Auf die Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters Matting erwiderte 
Seine Majestät der Kaiser etwa folgendes: Er danke in dem Namen der 
Kaiserin und in seinem eigenen Namen für die eben gehörten Worte des 
Oberbürgermeisters. Die Stadt Breslau habe ihn und die Kaiserin beie 
ihrem Einzug einen Empfang finden lassen, der ihn durch seine Warm- 
herzigkeit und Großartigkeit mit dem aufrichtigsten Dank erfülle. Der 
Oberbürgermeister möge diesen Dank an die Stadt und die Bürgerschaft 
übermitteln. Es habe ihn zumal deshalb gefreut, in diesem Jahre nach 
Breslau kommen zu können, weil die Stadt ihren so ganz besonderen An- 
teil an den großen Erinnerungen der Zeit vor hundert Jahren habe, denn 
es sei der Bürgerschaft Breslaus vorbehalten gewesen, in die Herzen des 
unter dem Druck der Zeit schwer leidenden Königs den ersten Sonnenstrahl 
hineinzuführen. Dieser Sonnenstrahl habe das Feuer angefacht, das dann 
durch das ganze Land gegangen sei: die Erhebung gegen die Fremdherr- 
schaft. Der Kaiser hoffe, daß es auch ferner gelingen werde, unter dem 
Schutz des mächtigen deutschen Heeres, das einer der Hauptpfeiler des 
europäischen Friedens sei, diesen Frieden dauernd aufrechtzuerhalten und 
so auch diese Stadt unter den Segnungen des Friedens an friedlicher Arbeit 
teilnehmen zu lassen.
	        
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