Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (September 28. 29.) 319 
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ schreibt über die Lage auf dem Balkan: 
„Im Orient sind während der abgelaufenen Woche die bulgarisch-türkischen 
Schwierigkeiten von albanesisch-serbischen und türkisch-griechischen abgelöst 
worden. Die Maßregeln Serbiens gegen die in sein Gebiet eingedrungenen 
Albanesen bleiben vorläufig auf dem Boden eines mehr polizeilichen als 
politischen Vorgehens zur Herstellung gesicherter Grenzverhältnisse. Bei 
weiterer Ausdehnung würden die serbischen Bewegungen wohl mit der 
Rücksicht auf Interessen der Großmächte an und in Albanien in Einklang 
gebracht werden. Die Regierungen beobachten bis auf weiteres Zurück- 
haltung. Aus übereinstimmenden Aeußerungen der europäischen Presse läßt 
ich aber entnehmen, daß man von Serbien überall einen maßvollen Ge- 
brauch seiner Handlungsfreiheit erwartet. Ein Hemmnis in den türkisch- 
griechischen Friedensverhandlungen hat sich bei Erörterung der Frage nach 
der Zukunft der Aegäischen Inseln ergeben. Bis jetzt besteht die Hoffnung, 
das nützliche Werk einer Verständigung zwischen der Pforte und Griechen- 
land werde an diesem Punkte nicht scheitern." 
          28. September. (München.) Enthüllung eines Reiterstand- 
bildes des Prinzregenten Luitpold. 
          28. September. (Berlin.) Der neuerbaute Osthafen wird 
eröffnet. 
Bei der Feier verläßt der Vizepräsident der Handelskammer Ravens 
demonstrativ den Saal, weil der Reichstagspräsident Dr. Kämpf als Prä- 
sident der Aeltesten der Kaufmannschaft vor ihm zu Worte kam. 
         28. September. (Diedenhofen.) Leutnant Tiegs vom Fuß- 
artillerieregiment Nr. 16 gab in seiner Wohnung auf den Fahnen- 
junker Förster vom selben Regiment drei tödliche Schüsse ab; Tiegs 
versuchte dann, sich selbst zu erschießen. 
        29. September. (Bayern.) Bei der Vorlage des Budgets 
für 1914 und 1915, deren jedes mit 785068760 Mark balanziert, 
warnt Staatsminister v. Breunig vor neuen Belastungen des Etats, 
da alle Reserven erschöpft, erhebliche neue Einnahmequellen kaum 
zu erschließen seien, also nur die Erhöhungen der direkten Steuern 
einen Ausgleich schaffen könnten. (Siehe auch 29. September: „Er- 
höhung der Zivilliste“.) 
         29. September. (Berlin.) Der Universitätsrichter Geheim- 
rat Daude #im Alter von 62 Jahren. 
        29. September. Der preußische Kultusminister hat für die 
Zulassung ausländischer Studenten an den Universitäten bestimmte 
Höchstziffern festgesetzt. 
        29. September. (Berlin.) An der Universität hat die Amt- 
liche akademische Auskunftstelle den Auftrag erhalten, allen russischen 
Studenten auf Befragen mitzuteilen, daß Neuimmatrikulationen 
vorläufig nicht vorgenommen werden. 
Im Wintersemester 1912/13 studierten an der Universität 552 Russen, 
darunter 449 Mediziner, und 59 Russinnen, darunter 37 Medizinerinnen.
	        
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