Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

324 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Oktober 8.—10.) 
so klar und bestimmt seien, daß niemand das Recht habe, an seinen Worten 
zu deuteln und zu rüttein. Es sei für ihn unverständlich, wie jemand daran 
zweiseln könne, daß dieses Versprechen auch in Geltung bleibe, sobald er 
deutscher Bundesfürst geworden sei, da es eine Verpflichtung enthalte, die 
sich für einen deutschen Bundesfürsten von selbst ergebe, und daß er sich 
daher an sein Versprechen für immer gebunden fühle."“ 
§8. Oktober. (Berlin.) Prinz Ernst August, Herzog zu 
Braunschweig und Lüneburg, ist, von Gmunden kommend, einge- 
troffen und hat sich ins Potsdamer Neue Palais begeben. 
8. Oktober. (Bundesrat.) Der Antrag des preußischen 
Staateministeriums zur Erledigung der braunschweigischen Thron- 
folgefrage wird entgegengenommen. 
§. Olktober. Zur Welfenfrage. 
Die „Rhein. Westf. Ztg.“ richtet einen offenen Brief an den Prinzen 
Ernst August, worin es heißt, der Herzog von Cumberland habe am 
15. Dezember 1906 an das braunschweigische Staatsministerium geschrieben, 
daß er und sein ältester Sohn auf die Regierung in Braunschweig ver- 
zichte, und wörtlich hin zugefügt: „Außerdem ist mein jüngster Sohn Ernst 
August bereit, für sich und seine Deszendenz auf die Ansprüche meines 
Hauses auf Hannover zu verzichten, und deshalb ist die Ausschließung 
meines jüngsten Sohnes durchaus unbegründet!“ Weshalb wurde der Ver- 
zicht vor sieben Jahren angeboten und wird er heute nicht ausgesprochen? 
8. Oktober. (Berlin.) Eine Außerung des Botschafters der 
Vereinigten Staaten. 
Der neugegründete amerikanische Luncheonklub veranstaltete zu Ehren 
des neuen amerikanischen Botschafters J. W. Gerard ein Festessen. Bei 
dieser Gelegenheit sprach der Botschafter seine Freude aus, daß er gerade 
den deutschen Botschafterposten, den wichtigsten, den der Präsident der Ver- 
einigten Staaten zu vergeben habe, erhalten habe. Es sei eine Ehre, in 
der Nähe des deutschen Naisers zu wirken, der wie kein anderer bewundert 
und verehrt werde. Die Amerikaner könnten noch viel von Deutschland 
lernen, das sich eines so wunderbaren Fortschritts zu erfreuen habe und 
über Eigenschaften verfüge, die andern Völkern abgehen. 
9. Oktober. Anläßlich der Wahl Juanschikais und der An- 
erkennung der Republik China sind zwischen dem Präsidenten und 
dem Deutschen Kaiser freundliche Telegramme gewechselt worden. 
9. Oktober. (Berlin.) Eröffnung der Wilmersdorf-Dahlemer 
Untergrundbahn. 
10. Oktober. (Bayern.) Die Vorschriften über die Aus- 
länder an den Universitäten sind durch das Kultusministerium in 
manchen Punkten gemildert worden. 
Die Kontingentierung der Ausländer ist nur noch bei den medi- 
zinischen Fakultäten festgehalten; zugelassen sind 150 für München und je 
10 für Würzburg und Erlangen. Das Kullusministerium hat sich weitere 
Abänderungen vorbehalten, falls die Anmeldungen steigen sollten. In 
München haben zurzeit nur die russischen Mediziner die Höchstzahl von 150 
erreicht, und es dürsen Neuaufnahmen erst wieder erfolgen, wenn die Ziffer
	        
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