Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

334 JZas Veutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Oktober 19.—21.) 
Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses zur braunschweigischen 
Thronfolgefrage: 
„Die nationalliberale Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses 
spricht unter Zustimmung zu den Beschlüssen der nationalliberalen Reichs- 
tagsfraktion in der braunschweigischen Frage ihr schärfstes Bedauern darüber 
aus, daß die preußische Staatsregierung in einer die preußischen Landes- 
interessen so nahe berührenden Angelegenheit, wie sie die Aufhebung der 
Bundesratsbeschlüsse von 1885 und 1907 darstellt, ohne jede Fühlung mit 
der Volksvertretung vorgegangen ist. Die Fraktion erachtet es deshalb als 
ihre patriotische Gewissenspflicht, ihrerseits noch in letzter Stunde ihre 
warnende Stimme zu erheben. Die letzten Wochen haben gezeigt, daß trotz 
der Verbindung zwischen den Häusern der Hohenzollern und Welfen und 
der sich anschließenden Ereignisse und Erklärungen die staatsgefährliche 
welfische Agitation fortdauert und sogar noch gestärkt worden ist. Wenn 
nicht jetzt ausreichende Garantien dafür geschaffen werden, daß das Haus 
Braunschweig-Lüneburg jeden Zusammenhang mit dieser Agitation in un- 
zweidentiger Weise löst, so trifft die Verantwortung für die sich hieraus 
ergebenden Folgen ausschließlich die Königliche Staatsregierung.“" 
19. Oktober.(Leipzig.) Grundsteinlegung der Deutschen Bücherei. 
20. Oktober. Zum Kommandeur der Schutztruppe für Kamerun 
wurde Oberstleutnant v. Seltow-Vorbeck, bisher Kommandeur des 
2. Seebataillons, ernannt. 
20. Oktober. (Leipzig.) Ein Wagen der elektrischen Straßen- 
bahn fuhr in der Blücherstraße auf einen nach dem Bahnhof fahrenden 
Tierwagen des Zirkus Barnum auf, wobei der Tierwagen zer- 
trümmert wurde und acht Löwen entwichen. Unter dem zahlreichen 
Publikum entstand eine furchtbare Panik. 
21. Oktober. (Baden.) Landtagswahlen. 
Obwohl in der Hauptwahl die verbündeten Gegner des Großblocks, also“ 
Zentrum, Konservative und Bauernbündler 34, die Nationalliberalen, Volks- 
partei und Sozialdemokratie (also der Groß block) nur 18 oder mit Einrechnung 
von Niederbühl, wo ein Wilder siegte, 19 Sitze erhalten, wird durch die Nach- 
wahlen wiederum eine Majorität des Großblocks hergestellt. Sie ist aber kleiner 
als die von 1909 und 1905. Denn jetzt stehen 38 Zugehörigen des Groß- 
blocks 35 Gegner zur Seite; 1909 war das Verhältnis 44:29, 1905 sogar 
51: 32. Die Mitgliederzahl der teinzelnen Parteien ergitt folgende Tabelle: 
  
  
  
  
  
Haupt- Nach- Insgesamt 
wahl wahl » 
1913 1913 1909 1905 
Nationalliberale 8 11 19 17 23 
Volkspartei 1 4 5 7 6 
Sozialdemokratie. ... 9 4 13 20 12 
Zentrum .. 29 1 30 26 28 
Konservative und Bündler 5 — 5 3 4 
Wilde 1 — li-— I- 
Zusammenäs 73 73 73
	        
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