354 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (November 14.—17.)
14. November. (Leipzig.) Vor dem Reichsgericht wurde der
Mechaniker Leo Erny wegen Verrats militärischer Geheimnisse an
Frankreich zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.
14. November. (Berlin.) Der Magistrat hat die Erhöhung
des Zinssatzes der Städtischen Sparkasse von 3 auf 3¼. Prozent
beschlossen.
14. November. (Essen.) Die Verurteilten im Krupp-Prozeß,
Eccius und Brandt, verzichten auf Einlegung der Revision. (Siehe
8. November.)
14. November. Vizeadmiral v. Ingenohl, seit Frühjahr als
Nachfolger des Admirals v. Holtzendorff mit der Führung der Hoch-
seeflotte beauftragt, ist zum Admiral und Chef der Hochseeflotte
ernannt worden.
15. November (München.) Besuch des Königs von Sachsen.
15. November. (Dresden.). Der Hebraist und Talmud-
forscher Prof. Dr. theol. et phil. August Wünsche f. 75 Jahre alt.
16. November. (Godelheim.) Der preußische Landtags-
abgeordnete Albers (3.), Vertreter des Kreises Warburg-Höxter +,
70 Jahre alt.
16. November. (Linden.) Welfische Kundgebung.
Der deutsch-hannoversche Wahlverein für den 8. hannoverschen Reichs-
tagswahlkreis feiert den Geburtstag des Herzogs Ernst August zu Braun-
schweig und Lüneburg. Der Festredner, der welfische Reichstagskandidat
Langwost, erklärte, daß sich an der Kampfstellung der welfischen Partei
nichts geändert habe; nur der Herzog von Braunschweig scheide aus der
Agitation, und die Taktik werde verändert werden. Es gehe aber in alter
Weise vorwärts für Hannovers Recht und Freiheit.
An den Herzog von Cumberland sandte man folgendes Telegramm:
„Viele Hunderte zu festlichem Kommers in Linden vereinigte treu hanno-
versche Frauen und Männer bringen Eurer Königlichen Hoheit ehrerbietigst
Huldigungsgrüße dar. Froh bewegten Herzens blicken sie nach der Stadt
des Löwen und harren in felsenfester Treue der Stunde, da das Recht
auch in Hannover seinen Siegeslauf nimmt.“
17.—20. November. (Berlin.) Besuch des russischen Minister-
präsidenten Kokowzow.
17. November. (Berlin.) Der russische Ministerpräsident
Kokowzow besuchte den Reichskanzler und hatte mit ihm eine fünf-
viertelstündige Unterredung.
17. November. Der Kaiser ermächtigte die Generalkommission,
die vor dem Feinde erworbenen Orden und Ehrenzeichen in geeig-
neten Fällen den Hinterbliebenen auf Antrag zur Aufbewahrung
als Andenken zu belassen.