Das Dentsqhe Reith und seine einzelnen Glieder. (Dezember 2.) 375
mit 1666 Millionen Mark angesetzt worden, d. h. gegen den Etatsansatz für
1911 um 184 Millionen, gegen den Etatsansatz für 1912 um 52 Millionen
und selbst gegen die Isteinnahme von 1912 noch um 4 Millionen höher.
Tro, der Beunruhigungen, die vom Südosten Europas ausgingen und trotz
der Stockung in der wirtschaftlichen Bewegung sind die Einnahmeergebnisse
bisher so günstig gewesen, daß, nach der ersten Hälfte des Jahres zu schließen,
selbst der genannte hohe Etatsansatz noch um 25 Millionen übertroffen werden
würde, wenn nicht ein Ausfall an Getreidezöllen einen Strich durch die
Rechnung machte. Die reichliche Körnerernte im Jahre 1912 und die noch
ergiebigere im Jahre 1913 haben den Bedarf Deutschlands an ausländischem
Getreide ganz bedeutend herabgemindert. Die Einfuhr — nach Abzug der
Ausfuhr — von Brotgetreide (Weizen und Roggen) ist von rund 12 Millionen
Doppelzentnern in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1911 auf 5,4 Mil-
lionen Doppelzentner in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1912 und
4,2 Millionen Doppelzentner in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1913,
die Einfuhr von Futtergetreide (Futtergerste, Hafer und Mais) von
22,8 Millionen Doppelzentnern in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres
1911 auf 18,1 Millionen Doppelzentner in der ersten Hälfte des Rechnungs-
jahres 1912 und 17 Millionen Doppelzentner in der ersten Hälfte des
Rechnungsjahres 1913 gesunken, und ein entsprechendes Zurückgehen der
Einfuhr muß, wie die Verhältnisse liegen, auch für die zweite Hälfte des
Rechnungsjahres 1913 erwartet werden. So erfreulich vom allgemeinen
wirtschaftlichen Standpunkt die Tatsache bleibt, daß die deutsche Landwirt-
schaft infolge der letzten beiden Ernten dem erwünschten Ziel, den heimischen
Getreidebedarf voll zu decken, für dieses Jahr in so hohem Maße näher
gekommen ist, für die Reichskasse bedeutet sie cinen Ausfall an Zolleinnahmen,
der in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1913 bereits rund 17 Mil-
lionen betragen hat, sich bis Ende Oktober anf 19 Millionen und für das
Jahr vielleicht auf 26 Millionen stellen wird.
Der Etatsentwurf für 1914 schließt ab in Einnahme und Ausgabe
mit 3403011671 Mark im ordentlichen und 92702000 Mark im außer-
ordentlichen Etat. Beide Etats zeigen eine Minderung in den Gesamt-
beträgen. Dies rührt beim ordentlichen Etat daher, daß die einmaligen
Kosten der letzten Wehrvorlage das Rechnungsjahr 1913 besonders hoch be-
lasten. Beim außerordentlichen Etat ist es darauf zurückzuführen, daß dort
nur noch Ausgaben für die Post mit 39000000 Mark, die Eisenbahn mit
20300000 Mark, Wohnungsfürsorge des Reiches mit 4000000 Mark und
der auf den älteren Gesetzen beruhende Flottenzuschuß mit 29400000 Mark
Aufnahme gefunden haben. Der Flottenzuschuß wird sich in den nächsten
Jahren weiter vermindern und bald ganz verschwinden, so daß alsdann
neben der Wohnungsfürsorge nur noch werbende Ausgaben, also in der
Hauptsache für Post und Eisenbahn, die Anleihe belasten werden. Da
andererseits die Tilgungssumme noch steigen muß, so ist bei normalem
Verlauf der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo diese Beträge den Zugang
an außerordentlichen Ausgaben übersteigen und dann auch die größten
Zweifler die Realität unserer Schuldentilgung nicht mehr anfechten können.
In den nächsten Jahren wird sich eine Anleihebegebung nicht ganz ver-
meiden lassen, weil noch immer die Anleihekredite der Vergangenheit von
rund 300 Millionen Mark ihrer Realisierung harren. Dabei wird indes
die Finanzverwaltung den Anleihemarkt nach Möglichkeit schonen. Neuer-
dings scheint sich uns die Aussicht auf Entspannung des Geldmarktes vor-
zubereiten, die auch unseren Anleihen eine Aufbesserung bringen wird. Die
Inverkehrbringung der neuen Kassenscheine hat sich ohne Schwierigkeit voll-
zogen. Die Bildung des Goldschatzes wurde durch den hohen Goldbestand