464 Bie Ferreichisch-ungerische Monerchie. (Oktober 4.—15.)
4. Oktober (Schloß Worlik in Böhmen.) Der Präsident
der Rechten des österreichischen Herrenhauses, Fürst Karl Schwarzen=
berg, f# im Alter von 54 Jahren.
4. Oktober. (Salzburg.) Eine preußische Offiziersdeputation
und der deutsche Militärattachs Flügeladjutant Major Graf Kageneck,
überbringen dem Erzherzog-Thronfolger das ihm vom Deutschen
Kaiser verliehene Dienstzeichen für die 25 jährige Zugehörigkeit zur
deutschen Armee.
4. Oktober. Bei allen Infanteriekompanien der österreichisch-
ungarischen Armee werden je zwei Munitionstragtiere aufgestellt.
Damit soll die Möglichkeit geboten werden, die Munitionsausrüstung
um zehn Patronen für jeden Mann der Kompanie zu vermehren.
5. Oktober. (Wien.) Besuch des serbischen Ministerpräsidenten
Pasitsch.
Das „Fremdenblatt“ schreibt dazu: „Pasitsch hat sich bei diesem
Anlaß überzeugen können, daß bei uns keine Voreingenommenheit gegen
Serbien besteht und daß seine Wünsche nach einer Verständigung hier vollste
Würdigung finden. Andererseits nimmt man in Oesterreich-Ungarn die
durch Pasitsch kundgegebene Haltung Serbiens, die, wenn sie andauert,
die Herstellung des Friedens und normaler Verhältnisse wesentlich fördern
kann, mit aufrichtiger Befriedigung hin. Bei der Verwirklichung der von
Serbien kundgegebenen Absicht der Pflege guter Beziehungen zu Oesterreich.
Ungarn sowohl in politischer als kommerzieller Hinsicht wird Oesterreich-
Ungarn es gewiß an gutem Willen und an Entgegenkommen nicht fehlen lassen.“
6. Oktober. Zum Botschafter in Petersburg wurde an Stelle
des abberufenen Grafen Douglas von Thurn-Valsassina der Sektions-
chef im Ministerium des Außeren Graf Friedrich Szapary ernannt.
11. Oktober. (Krakau.) Der 21jährige Student Harasimowicz
und der 23jährige Student Cydieski, beide aus Rußland, wurden
wegen Spionage zu 11½ Jahren und zu 1 Jahr schweren Kerkers
und Landesverweisung verurteilt.
14. Oktober. Ankündigung der Herresvermehrung.
Einem amtlichen Communiqué über die Erhöhung des Rekrutenkon-
tingents zufolge wird die Erhöhung auf 31,300 Mann festgesetzt. Davon
entfallen auf das Landheer 16,000, auf die Kriegsmarine 1500, auf die
österreichische Landwehr 7800 und auf die ungarische Landwehr 6000 Mann.
15. Oktober. (Böhmen.) Die neuen deutsch-tschechischen Aus-
gleichskonferenzen sind bereits am ersten Tage gescheitert.
Als die deutsch-böhmischen Abgeordneten, die nachmittags eine Be-
sprechung mit dem Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh haben sollten, er-
fuhren, daß der Besprechung der tschechischen Abgeordneten mit dem Grafen
Stürgkh am Vormittag auch der Statthalter von Böhmen Fürst Thun bei-
gewohnt hatte, lehnten sie es nach längerer Beratung ab, in die Verhand-
lungen mit dem Grafen Stürgkh überhaupt einzutreten, weil das den Be-