Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

486 Spauien. (April 26. —Juni 11.) 
fünf Meter Entfernung einen Revolver auf ihn anlegen. Er riß das Pferd 
zurück, das der zweite von zwei abgegebenen Schüssen am Hetzanlat knapp 
vorm Unterleib des Königs traf, nachdem der erste Schuß im Fehlgehen 
den Handschuh des Königs versengt hatte. Der König stieg von dem sich 
bäumenden Pferde ab, um jedoch alsbald wieder auf ein anderes Pferd zu 
steigen. Umstehende nahmen den Attentäter, Schreiner Manuel Sanchez 
Alegret aus Barcelona, fest, der noch einen Polizisten durch einen dritten 
Schuß leicht verletzte. 
25. April. Der König unterzeichnet das Dekret bezüglich der 
Gewissensfreiheit in der Volksschule. 
Der erste Artikel verfügt die unveränderte Fortdauer des obligato- 
rischen Religionsunterrichts. Der zweite Artikel lautet: „Ausgenommen 
sind Kinder von Vätern, die, weil sie einer andern als der katholischen 
Religion angehören, den Dispens beantragen.“ 
17. Mai. Durch ein Abkommen mit Italien wird der Zu- 
stand der Gleichberechtigung in der spanischen Zone in Marokko und 
in Libyen eingeführt. 
W. Mai. (Kammer.) Der Finanzminister hat den Budget- 
entwurf eingebracht, welcher sich von dem im Dezember letzten Jahres 
eingebrachten nicht unterscheidet. 
Der Minister berechnet die Staatsausgaben auf 1155, die Ein- 
nahmen auf 1200 Millionen Pesetas. Der Entwurf sieht den Ankauf von 
Artilleriematerial im In= und Auslande und den Bau von Kasernen vor, 
für die 15 Millionen angesetzt sind, ferner eine Neuorganisation der Truppen- 
einheiten, um, wie die Begründung sagt, der Heeresmacht Spaniens ihre 
volle Wirksamkeit zu geben, endlich den Bau eines zweiten Panzergeschwaders 
und Maßregeln zur Verteidigung zur See. Der Ministerpräsident brachte 
eine Gesetzvorlage ein, durch welche einige Artikel des Strafgesetzbuches 
und des Militärstrafgesetzes, betreffend Verbrechen gegen das Vaterland, 
die Armee und die Fahne sowie Preßdelikte und aufrührerische Rufe, ab- 
geändert werden sollen. Der Entwurf sieht vor, daß die ordentlichen Ge- 
richte Beleidigungen und Verleumdungen gegen Militärbehörden dann ab- 
urteilen sollen, wenn ihr Urheber eine Zivilperson ist. — Der Marine- 
minister legte einen Gesetzentwurf vor, durch den die Einrichtung beseitigt 
werden soll, daß die Mitglieder des Kriegsrats vor Beginn ihrer Sitzungen 
einer Messe beiwohnen müssen. 
30. Mai. Rücktritt des Kabinetts Romanones. 
Veranlassung zu der Demission des Kabinetts gab die Rede des 
Führers der Konservativen, in der dieser erklärte, es sei ihm unmöglich, 
den Liberalen seine konstitutionelle Unterstützung zu gewähren, deren sie 
bedürften, um regieren zu können. Maura warf den letzten liberalen Kabi- 
netten ihre Kompromisse mit den Republikanern und Sozialisten vor, deren 
Ziel zwar scheinbar sei, diese für die Monarchie zu gewinnen, die in Wirk- 
lichkeit aber nur bezweckten, diese Parteien zu bewegen, daß sie den Liberalen 
die Macht überließen. 
11. Juni. Nach einer offiziellen Note hat der König die 
Demission des Präsidenten und des Vizepräsidenten des Senats, 
E. Montero Rios und B. Portuondo, angenommen.
	        
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