Sypauien. (September 18.—Oktober 10.) 487
18. September. (Madrid.) Vor dem Kriegsgericht wird gegen
Hauptmann Sanchez, der als Hausmeister der Kriegsschule den
Geliebten seiner Tochter ermordet und beraubt hatte, auf Todes-
strafe erkannt.
25. September. Abbruch der Handelsvertragsverhandlungen
mit Portugal.
Romanones erklärte, der Abbruch der spanisch-portugiesischen Handels-
vertragsverhandlungen sei nur erfolgt, weil Portugal noch größere Zu-
geständnisse verlangte als die des bisherigen Tarifs, trotzdem dieser bereits
zu einer vollständigen Veränderung der vormaligen Handelsbilanz zu-
ungunsten Spaniens geführt habe.
6. Oktober. (Madrid.) Der französische General Liautey ist
eingetroffen und vom König in Audienz empfangen worden.
6. Oktober. Beziehungen zu Frankreich.
Unter Hinweis auf die anläßlich der Reise Poincarés und der Mel-
dung über eine französisch-spanische Entente in Umlauf gesetzten Gerüchte
erklärte Graf Romanones, es werde keine spanische Anleihe und auch keine
Rentenkonversion geplant. Von einer geheimen oder öffentlichen, auf die
Eventualität eines europäischen Krieges bezüglichen Militärkonvention könne
keine Rede sein. Die von einigen Blättern gebrachte Meldung, daß im
Fall eines deutsch-französischen Krieges Cartagena ein wichtiger Flotten-
stützpunkt sein werde und den afrikanischen Truppen Frankreichs die freie
Durchfahrt durch Spanien gestattet würde, erklärte Graf Romanones als
Erfindung. Die wichtigste Aufgabe der französisch-spanischen Entente wäre
ein ehrliches und beständiges, vor allem militärisches Zusammenwirken der
beiden Völker in Marokko, das durch ein wirksames, aber ausschließlich
auf die marokkanischen Unternehmungen beschränktes Militärabkommen ge-
regelt werden sollte. Was die Frage der Handelsbeziehungen zwischen
Frankreich und Spanien anlange, so müsse man vorsichtig zu Werke gehen.
Spanien wolle keinen großen Handelsvertrag abschließen, sondern lediglich
verlangen, daß der Zolltarif für sechs Artikel in mäßiger Weise herabgesetzt
werde. Die spanische Regierung würde nur eine Zollermäßigung für Weine,
Aepfel, Korken usw. verlangen. Dabei würde sie den französischen Winzern
Zugeständnisse machen und die Besorgnis ihrer eigenen Industriellen in
Bilbao und Barcelona beschwichtigen. Dafür werde Spanien Zollermäßi-
gungen auf alle Erzeugnisse bewilligen, für die Frankreich sie verlange,
und zwar so, daß die französischen Erzeugnisse vor der ausländischen Kon-
kurrenz sicher wären.
7. Oktober. (Madrid.) Präsident Poincaré wird auf dem
Nordbahnhof vom König, den Prinzen und Prinzessinnen sowie
den Mitgliedern der Regierung, der französischen Gesandtschaft und
verschiedenen Abordnungen begrüßt.
10. Oktober. (Cartagena.) Französisch-spanische Trinksprüche
bei der Flottenparade:
An Bord des französischen Panzerschiffes „Diderot“ fand ein Früh-=
stück statt, bei dem König Alfons und Präsident Poincaré Trinksprüche
wechselten. Den Redaktionen der Pariser Abendblätter wurden gegen 3 Uhr
nachmittags die Texte der Trinksprüche mitgeteilt, jedoch mit dem Bemerken,