Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

488 Spanien. (Oltober 10.) 
diese Resümees nicht ohne nachfolgende Erlaubnis zu veröffentlichen. Diese 
Erlaubnis unterblieb, weil in Cartagena mittags noch wichtige Aende. 
rungen an den Trinksprüchen vorgenommen wurden. Der Satz, der noch 
in letzter Stunde neu revidiert wurde, findet sich in der Ansprache Poincarés. 
Er lautet: „Die französischen Offiziere und Mannschaften sind glücklich, mit 
ihren spanischen und englischen Kameraden sich verbrüdern zu können in 
diesem Mittelmeere, an dessen Küsten die Fiochisationsbestrebungen Frank- 
reichs und Spaniens sich berühren, wo in fortdauernder Interessengemein- 
schaft Frankreich und Spanien ihre friedlichen Bemühungen fortsetzen.“ 
Die der französischen Regierung nahestehenden Zeitungen sind bestrebt, in 
Berufung auf Madrider Aeußerungen der Meinung entgegenzutreten, daß 
Spanien irgendwelche Verpflichtungen zur Verstärkung seiner Wehrkraft 
habe eingehen müssen. Der „Temps“ legt besonderen Wert auf die Ver- 
sicherung des Madrider Regierungsorgans „Liberal“, daß in der französisch- 
spanischen Freundschaft keinerlei Gefahr für die Beziehungen Frankreichs. 
zu Deutschland liege. Im Verlaufe des Frühstücks brachte Präsident 
Poincaré einen Trinkspruch aus, in dem er folgendes erklärte: „Er freue 
sich, daß er den ganzen Ruhm Spaniens habe vorbeiziehen sehen können, 
alle lebendigen Kräfte, eine Gegenwart voller Hoffnung. Er habe die schöne 
spanische Armee bewundern und die tapfere Marine begrüßen können. Er 
sei durch die Aufmerksamkeit des Königs von England sehr gerührt worden, 
der es ermöglichte, daß französische Offiziere und Mannschaften mit den 
englischen und spanischen Kameraden im Mittelmeer fraternisierten, wo 
zwei Zivilisationen sich noch mehr durchdringen könnten und wo die fried- 
liche Union Frankreichs und Spaniens ungeheure Vorteile haben werde.“ 
Poincaré trank zum Schluß auf das Wohl des Königs sowie der spanischen 
Armee und Marine, auf die edelmütige Nation, die dem ersten Beamten 
Frankreichs eine unvergeßliche Gastfreundschaft geboten habe. König Alfons 
erwiderte auf den Trinkspruch des Präsidenten Poincaré: „Herr Präsident! 
Ihre beredten Worte haben den Weg zu meinem Herzen gefunden. Ich 
danke Ihnen dafür als Offizier und als Chef der bewaffneten Macht 
Spaniens zu Lande und zu Wasser, von welcher Sie in so schmeichelhaften 
und warmen Ausdrücken geredet haben. Das Werk, nicht der Eroberung, 
sondern der Zivilisation und des Friedens, welchem die spanischen Soldaten 
und Seeleute ebenso wie ihre französischen Waffenbrüder ihre Kräfte jen- 
seits der Meerenge auf jenem afrikanischen Boden weihen, den sie so oft 
mit ihrem edlen Blute getränkt haben, wird dazu dienen — dessen bin ich 
sicher — an jedem Tage die Bande, welche unsere beiden überall benach- 
barten Völker einigen, enger zu ziehen und ein bereits herzliches Ein- 
verständnis immer intimer und fruchtbarer zu machen. Wir können unsere 
gemeinsame Wiege und unsere dauernden Interessen, an welche die uns 
heute umgebenden Fluten des Mittelländischen Meeres uns stets erinnern, 
nicht vergessen. Ich bin Seiner Großbritannischen Majestät dem König 
Georg V. sehr dankbar dafür, daß er seinen Panzerkrenzer „Invincible" 
nach Cartagena gesandt hat, wo ich vor sechs Jahren den Besuch König 
Eduards VII. glorreichen Angedenkens empfangen habe. Ich erhebe noch 
einmal mein Glas Ihnen zu Ehren, Herr Präsident. Ich trinke auf 
die französische Armee und Marine, auf welche sehr stolz zu sein Sie 
ein gutes Recht haben. Ich trinke auf die benachbarte und befreundete 
große Nation.“ 
10. Oktober. (Cartagena.) König Alfons und Präsident 
Poincaré richteten ein gemeinsames Telegramm mit ihren Unter- 
schriften an den König von England: 
 
	        
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