Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

V. 
Großbritannien. 
1. Januar. (Unterhaus.) Beratung des Gesetzentwurfs be- 
treffend Homerule für Irland. 
Ein unionistischer Zusatzantrag, wonach das Gesetz für Ulster keine 
Geltung haben soll, wird nach lebhafter Debatte mit 294 gegen 197 Stimmen 
abgelehnt. Im Verlaufe der Debatte erklärt Bonar Law, wenn der Ver- 
such gemacht würde, dieses Gesetz den Leuten von Ulster aufzuzwingen, so- 
lange sie der Ansicht seien, daß es sich gegen die Wünsche Großbritanniens 
richte, dann würde er sie in ihrem Widerstand unterstützen. 
1. Januar. (London.) Verhandlungen der Friedenskonferenz 
unter Vorsitz von Veniselos. 
Reschid Pascha unterbreitet die türkischen Vorschläge. 1. Die 
Türkei tritt alle Gebiete westlich des Wilajets Adrianopel ab. 2. Albanien 
wird autonom. Die Bestimmung seiner Grenzen und seiner politischen 
Verfassung wird den Großmächten überlassen. 3. Wegen des Wilajets 
Adrianopel schlägt die Türkei vor, mit Bulgarien wegen der Festsetzung 
der türkisch-bulgarischen Grenze allein zu verhandeln. 
Veniselos verliest im Namen der Delegierten der Verbündeten 
folgende Antwort: Die Verbündeten nehmen Kenntnis von der Abtretung 
der Gebiete westlich des Wilajets Adrianopel unter der bestimmten Be- 
dingung, daß diese Abtretung sich nicht nur auf die okkupierten, sondern 
auch auf die Gebiete bezieht, die noch nicht vollständig okkupiert sind. Was 
Albanien betrifft, so beharren die Verbündeten auf ihren früheren Vor- 
schlägen. Die türkischen Vorschläge über das Wilajet Adrianopel sind un- 
annehmbar, da sie zu separaten Abkommen führen müßten und da sie außer- 
dem nicht das verlangte Gebiet gewähren. Die ottomanischen Vorschläge 
über die Aegäischen Inseln und Kreta sind ebenfalls unannehmbar. Die 
Verbündeten halten ihre frühere Forderung auf Abtretung der Inseln und 
auf Verzicht aller türkischen Rechte auf Kreta aufrecht. 
2. Januar. (London.) Wiederzusammentritt der Botschafter- 
reunion. 
2. Januar. Zur Regelung der albanischen Frage. 
Eine Depesche des „Wolffschen Telegraphenbüros" gibt bekannt: Da 
die Großmächte sich im Prinzip geneigt erklärt haben, die Autonomie für 
Albanien und die Albaner anzuerkennen, ist eine aus drei Arnauten bestehende 
Abordnung in England eingetroffen, um über die Einzelheiten des zu diesem 
Zweck zu entwerfenden staatsrechtlichen Systems Verhandlungen anzuknüpfen. 
3. Januar. (London.) Verhandlungen des rumänischen Mi- 
nisters des Innern Take Jonescu mit dem bulgarischen Bevoll- 
mächtigten Danew.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.