Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

496 Greßbrilannien. (Februar 10.—14.) 
Der Nationalist Middlemore richtete an den ersten Lord der Ad- 
miralität Churchill die Anfrage, wie stark nach,dem’gegenwärtigen Bauplan 
der vollständige Besitzstand der deutschen Flotte an Dreadnougths im April 
1916 sein werde, und eine wie große Anzahl britischer Schiffe erforderlich 
sein werde, um den Ueberlegenheitsstandard Englands, wie er am 18. März 
1912 festgelegt worden sei, aufrechtzuerhalten. Churchill erwiderte, daß die 
Zahl der deutschen Dreadnoughts einschließlich der Schlachtkreuzer zur ge- 
nannten Zeit auf 26 berechnet werde. Die gesamte britische Flotte werde 
dann einschließlich der Schiffe Neuseelands, Australiens und der beiden 
„Lord Nelsons“, aber ausschließlich der von den malayischen Staaten und 
der von Kanada in Aussicht genommenen, 43 Dreadnoughts besitzen. So 
werde der Ueberlegenheitsstandard gewahrt sein, wenn die dem Parlament 
im vorigen Jahre angekündigten Baupläne durchgeführt sein werden. 
10. Februar. (Oberhaus.) Militärische Beratungen. 
Eine längere Beratung über den gegenwärtigen Effektivbestand der 
Territorialarmee fand statt, an der sich die Lords Roberts, Methuen, Lans- 
downe und Haldane beteiligten. Der Vertreter des Kriegsamts, Herrschel, 
erklärte, die Regierung sei der Ansicht, unter den gegenwärtigen Verhält- 
nissen dafür bürgen zu können, daß Großbritannien gegen einen Stoß ins 
Herz gesichert sei, und die Regierung glaube, daß jede bedentende Ausgaben- 
steigerung einzig und allein für die Verteidigung des Mutterlandes eine 
verderbliche Politik sein würde. Indessen sei die Regierung unbefriedigt 
darüber, daß an dem Sollstand der Territorialarmee 52000 Mann fehlten. 
und darum habe sie einen Plan ausgearbeitet, nach dem die Nationalreserve 
zur Füllung der Lücken in der Territorialarmee herangezogen werden solle. 
Herrschel führte weiter aus, daß viele neue Faktoren zu berücksichtigen seien, 
seitdem der Reichsverteidigungsausschuß im Jahre 1908 diese Fragen zu 
untersuchen begonnen habe. Zu diesen Faktoren gehörten die Errichtung 
einer zweiten Verteidigungslinie der Flotte, die aus Torpedobooten und 
Unterseeboten bestehe, die technische Vervollkommnung der Torpedos, die 
Verbesserungen in der drahtlosen Telegraphie, die Benutzung von Luftfahr- 
zeugen zu Erkundungen auf See, die Entwicklung der Luftflotten im Aus- 
lande, die Erhöhung der Größe und der Schnelligkeit der fremden Handels- 
flotten usw. Diese Faktoren würden sicherlich das Problem erschweren, und 
Premierminister Asquith habe vor einigen Wochen erklärt, die Zeit sei ge- 
kommen, wo die Beratung dieser Fragen durch den Reichsverteidigungs- 
ausschuß fortgesetzt werden sollte. 
10. Februar. (London.) Nach einer Depesche des „Globe“ 
aus Neu-Seeland hat Kapitän Scott den Südpol am 18. Januar 
1912 erreicht. 
Auf der Rückkehr zur Basis wurde seine Expedition im Schnceesturm 
verschüttet. Scott und seine Begleiter kamen sämtlich um. 
11. Februar. Die Bill zur Regelung der Luftschiffahrt wird 
in dritter Lesung angenommen. 
12. Februar. (London.) Die Reunion der Botschafter ist 
zu einer Sitzung zusammengetreten. 
14. Februar. (Oberhaus.) Nach dreitägiger Debatte wird die 
Bill über die Trennung von Kirche und Staat in Wales mit 252 gegen 
51 Stimmen abgelehnt. Zwei Bischöfe stimmten für die Bill.
	        
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