Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

504 Grsßbritannien. „März 26.) 
worden und man kann annehmen, daß der Bau dieser Schiffe unverzüglich 
begonnen werden wird. So ist ein festes Gesüge für künftige Ereignisse 
geschaffen, durch das ehrgeizige Pläne ausgeschlossen werden und unter 
dessen Schutz sich guter Wille entfalten kann. Hätten die in dem deutschen 
Flottengesetz bewilligten Neubauten sich auf die erhöhte Rate von zwei 
Schlachtschiffen im Jahr während der nächsten sechs Jahre und die eng- 
lischen Neubauten sich auf vier Schiffe beschränkt, so hätten nach Ansicht 
der Admiralität drei Schiffe genügt, um das Sechzig-Prozent-Verhältnis 
in Dreadnoughts aufrecht zu erhalten. Da Deutschland seine Neubauten 
um zwei Schlachtschiffe in der genannten sechsjährigen Periode vermehrt 
hat, so werden auch die englischen Pläne für Neukonstruktionen um vier 
Schlachtschiffe erhöht werden, von denen zwei in jedem Jahr aufs Stapel 
gelegt werden müssen. Somit werden, wie ich bereits im vorigen Juli ge- 
sagt habe, in diesem Jahr fünf Neubauten gegen drei ausgeführt werden. 
Das englische Bauprogramm der letzten sechs Jahre wird auf diese Weise, 
wie ich im Unterhause im vorigen Juli erklärt habe, sich im ganzen auf 
25 gegen 14 Neubauten belaufen. Zu diesen neuen Schiffen werden für 
jedes der von der deutschen Regierung auf Stapel gelegten Schiffe zwei 
weitere Schiffe gelegt werden. Ferner sollen hierzu noch diejenigen Schiffe 
kommen, die infolge der neuen Flottenentwicklung im Mittelmeer notwendig 
werden. Es freut mich, mitteilen zu können, daß eine solche Entwicklung 
gegenwärtig nicht zu bemerken ist. Dazu kommt noch das von den Malanyen- 
staaten geschenkte Schiff sowie die drei Schiffe, deren Schenkung Kanada 
erwägt. Dies ist die Grundlage unserer Flottenpolitik, welche, wenn sie 
kaltblütig während der nächsten Jahre verfolgt wird, unser Land und das 
ganze englische Weltreich jedem Druck durch fremde Flotten entziehen wird, 
und dessen Durchführung in keiner Weise Streitigkeiten mit unserem 
deutschen Nachbarn hervorzurufen braucht. Ich wende mich jetzt den ver- 
schiedenen Einwänden zu. Man wird sagen, daß in demselben Verhältnis 
wie die britische Ueberlegenheit in Vordreadnoughts verschwindet und die 
Dreadnoughts den Hauptteil der Schlachtlinien ausmachen, die gegenwärtige 
allgemeine Ueberlegenheit von nahezu 2 zu 1 abgeschwächt werden würde 
gegen ein reines Dreadnoughtverhältnis von 16 zu 10. Aber unsere Pro- 
gramme ziehen das Veralten der britischen Vordreadnoughts voll in Rech- 
nung. Diese Programme bedeuten 25 Schiffe gegen 14, das ist das Ver- 
hältnis nicht 16 zu 10, sondern 18 zu 10. Die Differenz zwischen diesen 
Programmen und dem Neubauverhältnis von zwei Kielen zu einem beträgt 
in diesen sechs Jahren tatsächlich nur drei Schiffe. Man muß aber die 
Einführung der Ueberdreadnonghts in Rechnung stellen. Mit dem an- 
gedeuteten Programm, das eine Vermehrung um 21 Schiffe für die britische 
und um 12 Schiffe für die deutsche Gesamtzahl in sich schließt, gelangen 
wir im Jahre 1920 dahin, daß wir 41 fertige oder im Bau befindliche 
britische Ueberdreadnoughts, oder, wenn man die kanadischen und malayischen 
Schiffe hinzuzieht, 45 gegen 24 deutsche Ueberdreadnonghts haben. Das 
heißt ein Uebergewicht in der mächtigsten Schiffsklasse, das dem Verhältnis 
von einem zu zwei Kielen sich nähert. Selbst zu jenem Zeitpunkt wird 
unsere Ueberlegenheit an Vordreadnonghts nicht gänzlich aufgehört haben, 
ins Gewicht zu fallen. Ich habe mich sehr gefreut, in den Zeitungen Be- 
richte über die jüngsten Verhandlungen in der Reichstagskommission zu 
lesen, daß Herr v. Tirpitz sich folgendermaßen ausgedrückt hat: „Ich sagte 
gestern gerade heraus, daß ich das Verhältnis von 16 zu 10 als ein an- 
nehmbares Verhältnis betrachte, das bereits vorhanden ist, denn wir haben 
acht britische Geschwader gegen fünf deutsche. Mister Churchill hat dic An- 
zahl der Schisse genannt, ich zähle nach Geschwadern, das ist einfacher und
	        
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