Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

508 Greßbriiannien. (Mai 27. -28.) 
deshalb den dringendsten Wunsch aus, daß der Friede unterzeichnet und 
daß alle Erörterungen bis später aufgeschoben werden möchten. Die Mächte 
werden einzeln sortfahren, diese Ansichten in den Hauptstädten der Balkan= 
staaten eindringlich zu betonen. 
27. Mai. (London.) Zur Beschleunigung des „Vorfriedens“. 
Staatssekretär Grey empfing nacheinander die Hauptfriedens- 
delegierten: den serbischen Delegierten Nowakowitsch, den bulgarischen 
Dr. Danew, den griechischen Gennadios und den türkischen Osman Nisami 
Pascha wie den anderen Delegierten. Dabei wurde von Sir Edward Grey 
allen Delegierten eine gleichlgutende Erklärung abgegeben, die außer der 
Mitteilung der Entscheidung der Botschafter seine persönliche Anschauung 
enthielt, die er als Vertreter des von den Delegierten für die Unterhand- 
lungen erwählten Landes äußerte. Es sei den Delierten nicht nur zu 
vrsehen gegeben worden, daß diejenigen, die den Vorfrieden zu unter- 
zeichnen geneigt seien, es tun sollten, sondern auch, daß es offenbar zwecklos 
wäre, wenn die anderen in England blieben. 
28. Mai. (London.) Der Naturforscher Lord Avebury, der 
frühere Sir John Lubbock, 1, 80 Jahre alt, 
29. Mai. (Unterhaus.) Sir Edward Grey über die aus- 
wärtige Politik Englands betreffend die Bagdadbahn: 
Wir haben mit der täürkischen Regierung ein Uebereinkommen ent- 
worfen, das, wie ich hoffe, endgültig angenommen werden wird. Es ist 
schwierig, in Details zu gehen, ohne sich mit dem Ganzen zu befassen. Ich 
fürchte nicht so sehr die öffentliche Meinung dieses Landes wie die andrer 
Länder. Der Hauptpunkt des Abkommens mit der Türkei ist, daß die Bag- 
dadbahn nicht über Bosra hinaus gebaut werden sollte ohne Zustimmung 
der englischen Regierung, und die englische Regierung trifft keine Verein- 
barung, daß eine Fortsetzung gebaut wird. Wir hatten im Auge, daß Basra 
der Endpunkt der Bahn werden soll. Hinsichtlich unserer Beteiligung am 
Bau der Strecke Bagdad—Basra haben sich so viele Schwierigkeiten er- 
Hen, daß die Regierung es für das beste hält, wenn auf die Frage der 
eteiligung verzichtet und die Angelegenheit in folgender Situation ge- 
lassen wird: Falls die Regierung eine klare Zusicherung erlangt, daß die 
Bahn ohne ihre Zustimmung nicht über Basra hinausgeht, so hat sie kein 
Interesse mehr daran, sich dem Bau der Strecke Bagdad—Basra zu wider- 
setzen. Sie wünschte, zwei Mitglieder im Direktorium der Bahn zu haben. 
Diese Frage steht in engem Zusammenhang mit der Frage der unterschied- 
lichen Tarife. Die Regierung drückt in dem Abkommen so klar wie möglich 
aus, daß es keine unterschiedlichen Tarife geben soll, sie wünscht aber sicher 
u sein, daß auch in der Praxis keine unterschiedliche Behandlung statt- 
mdet. Wir können die Tarifsätze nicht kontrollieren, ohne daß wir auch 
die Bahn kontrollieren. Die Eisenbahn, die seit langem eine Konzession 
an Deutschland ist, können wir nicht kontrollieren. Zwei britische Direktoren 
würden zu wenig sein, um eine Kontrolle auszunben oder die Verwaltung 
der Bahn 7 behinderg. Sie könnten uns aber über die Tarife und andere 
Dinge in Kenntnis setzen, und wir würden nötigenfalls imstande sein, eine 
Frage diplomatisch zur Sprache zu bringen KD des Abk 
das unterschiedliche Tarife verbietet. Deutsche Gesellschaften haben andere 
Eisenbahnen im Betrieb, und ich erinnere mich nicht irgend welcher Klagen 
über unterschiedliche Tarife auf diesen Bahnen. Mit der Bestimmung, daß 
die Linie nicht über Basra hinausgehen soll, treffen wir tatsächlich ein 
  
 
	        
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