Grobbritannien. (Juli 7.—17.) 511
7. Juli. (Unterhaus.) Die Homerulevorlage wird in dritter
Lesung mit 352 gegen 243 Stimmen angenommen.
9. Juli. (Oberhaus.) Lord Lansdowne kündigte an, daß
er am 12. Juli bei der zweiten Lesung der Homerulevorlage den
Antrag stellen wird, daß das Oberhaus es ablehnen möge, mit
ihrer Erörterung fortzufahren, bis die Wählerschaft Gelegenheit
gehabt habe, ihr Urteil über sie abzugeben.
15. Juli. (Unterhaus.) Die Balkankrisis.
In Erwiderung auf verschiedene Anfragen, betreffend den Balkan,
erklärte Staatssekretär Grey: Bulgarien hat sich an Rußland gewandt, um
die Einstellung der Feindseligkeiten zu erwirken. Griechenland und Serbien
haben verlangt, daß gewisse Bedingungen von Bulgarien angenommen
werden, ehe sie dem Waffenstillstand zustimmen. Ich möchte die Haltung
der Großmächte dahin kennzeichnen, daß ich sage, daß es seit Beginn des
Krieges im vorigen Jahre ihre Politik gewesen ist, Fühlung miteinander
zu nehmen, um den Frieden auf dem Balkan zu fördern, wenn sie dies
durch diplomatischen Einfluß erreichen konnten, sich einer gewaltsamen
Intervention zu enthalten und nichts für sich selber zu beanspruchen. Es
ist nicht wahrscheinlich, daß das Einvernehmen zwischen den Großmächten
aufrechterhalten werden kann, wenn sie die verschiedenen Punkte dieser
Politik fallen lassen.
15. Juli. (Oberhaus.) In zweiter Lesung wird die Homerule-
vorlage mit 302 gegen 64 Stimmen abgelehnt und der Antrag
Lord Lansdownes, die Vorlage zuvor dem Urteil der Wählerschaft
zu unterbreiten, angenommen.
17. Juli. (Unterhaus.) Etatsdebatte über die Schiffsbauten.
Marineminister Churchill behandelte zuerst die Frage der Oel-
feuerung und erklärte, daß gegenwärtig über 100 Zerstörer vollendet oder
im Bau begriffen seien, die ausschließlich Oelfeuerung hätten. Churchill
betonte die Bedeutung der Oelfeuerung für die neuesten Kriegsschiffe und
die schnellen leichten Kreuzer und sagte, daß sie bei dem ganzen Bau-
programm für 1912 und 1913 in Anwendung käme. Dies würde in diesem
Jahre wiederholt werden, aber die fünf Kriegsschiffe des diesjährigen Bau-
programms würden Kohlen brennen und Oel nur zur Ergänzung brauchen.
Letzteres sei nur erforderlich zur Erzielung einer außerordentlichen Fahr-
geschwindigkeit. Ueber die deutsch--englischen Beziehungen habe er bereits
zu Anfang der Session ausführlich gesprochen, und er habe keinen Grund,
seine damaligen Ausführungen irgendwie zu modifizieren, er müsse indessen
auf die Frage der übersceischen Verantwortung zurückkommen, zum Unter-
schiede von der Frage der Sicherheit in den heimischen Gewässern. Be-
züglich des Mittelmeeres habe er keine neuen Tatsachen zu berichten. Zwar
würden in Italien und Oesterreich-Ungarn neue Programme erwogen, aber
man müsse sich durch Tatsachen, nicht durch Gerüchte leiten lassen. Er
kenne keine Tatsache, die eine Aenderung des englischen Programms im
Mittelmeer erforderlich mache. Ueber die kanadischen Kriegsschiffe sagte
Churchill, wenn die Lücke nicht ausgefüllt werde, so würden Ende des
Jahres 1915 drei Schiffe zur Verteidigung des Reiches fehlen. England
hätte drei Schiffe auf Stapel legen können; aber dieser Schritt sei unnötig,
es liege kein Grund zu der Annahme vor, daß Kanada keinen Beitrag zur