Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

520 Ersfßbritannien. (November 4.—8.) 
4. November. (Belfast.) In einer Versammlung von über 
6000 Geschäftsleuten, die ein Kapital von fast 100 Millionen Pfund 
vertraten, wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der 
die Zahlung sämtlicher Steuern verweigert wird, sobald irgendein 
Versuch zur Anwendung der Homerule-Bill gemacht würde, und 
in der die Sympathie mit der Organisation der Freiwilligen für 
Ulster ausgedrückt wurde. 
6. November. (Newcaftle.) Ende der Balkankrifis? 
Sir Edward Grey hat eine Rede gehalten, in der er sagte, Europa 
habe eine Krisis überwunden: Der Balkankrieg sei nicht gut für den Handel 
gewesen; aber wie groß wäre die Störung gewesen, wenn der Krieg sich 
auf die Großmächte ausgedehnt hätte. Die Politik, die das Auswärtige 
Amt verfolgt habe, sei die Politik des Premierministers und des Kabinetts 
gewesen. Zur Zeit, als diese Politik verfolgt worden sei, seien die Wogen 
der Parteipolitik hoch gegangen; aber die Opposition habe sich nicht nur 
enthalten, aus den Schwierigkeiten der Regierung politisches Kapital zu 
schlagen, sondern sogar wirksamen Beistand geleistet. 
8. November. Agitation für die allgemeine Wehrpflicht. 
Nachdem Lord Roberts in einer Ansprache an die Wehrpflichtliga 
behauptet hatte, die diesjährigen Flottenmanöver hätten die Möglichkeit 
eines feindlichen Einfalles erwiesen, nehmen die Zeitungen die Erörterung 
über die geheimgehaltenen Ergebnisse der Sommerübungen an der Ostküste 
mit ernenter Heftigkeit auf. Es war dem angreifenden Admiral gelungen, 
während der ersten vier Kriegstage vier wichtige Häsen und Stützpunkte 
an der Ostküste zu erobern und ungefähr 50000 Mann an Land zu bringen. 
Daraufhin wurde von der Admiralität am fünften Manövertage ein drei- 
tägiger Waffenstillstand angeordnet. Nachdem noch einen Tag mit unent- 
schiedenem Erfolg gekämpst worden war, wurde die Uebung plötzlich un- 
vermittelt abgebrochen. Die für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 
arbeitenden unionistischen Zeitungen behaupten, die Regierung habe aus 
politischen Gründen die sofortige Einstellung der Manöver angeordnet. Der 
angreifende Admiral habe namentlich durch die geglückten Attacken seiner 
Unterseeboote die Lage völlig beherrscht. Hätten die Uebungen auch nur 
einen Tag länger angedauert, so wäre es selbst jedem Unkundigen klar 
geworden, daß die Seeverteidigung Englands niedergekämpft war. 
8. November. Bei der Ersatzwahl in Reading für den zum 
Lord-Oberrichter ernannten früheren Attorney General Sir Rufus 
Isaacs wurde der Unionist Wilson mit 5144 Stimmen gewählt. 
Der Liberale Gooch erhielt 4013, der Sozialist Buttler 1063 Stimmen. 
8. November. (Middlesborough.) Eine Friedensrede. 
Lloyd George hielt eine Rede, in der er den Entwurf einer städtischen 
Bodenreform skizzierte und auch auf die Rüstungen zu sprechen kam. Er 
sagte, es würde besser für Deutschland, England, Frankreich und Rußland 
sein, wenn sie ihre Ausgaben für die Rüstungen in die Nordsee werfen 
würden, als daß sie sie für die fürchterlichen Maschinen und Werkzenge 
zur Menschenschlächterei verwenden. Ein Land allein könne das nicht tun, 
aber alle zusammen könnten es, besonders, wenn sie sich von gewissen
	        
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