Frankreich. (Februar 7.—17.) 531
der Reinigung des Geschützrohrs nach jedem Schuß von Ende Februar
an die Geschwader die seit dem Herbst 1912 verbotenen Feuer-
übungen wieder aufnehmen dürfen.
7. Februar. Das „Amtsblatt“ veröffentlicht einen Erlaß, durch
den die französische Gesandtschaft in Tanger aufgehoben und an
deren Stelle eine mit einem Generalkonsulat verbundene Agentur
errichtet wird. Zum Leiter derselben wurde der Botschafter Chevalier
de Waldrome ernannt.
9. Februar. (Paris.) Die nationalistische Presse zu den
Erklärungen des Admirals von Tirpitz.
Das „Echo de Paris"“ stößt durchdringende Warnrufe aus. Es
schreibt: „Wie 1905 die russische Niederlage Deutschland ermutigte, Eng-
land herauszufordern, so veranlassen die flawischen Balkansiege es heute
umgekehrt, die britische Beunruhigung zu beschwichtigen. Es sucht einst-
weilen seinen Hader zur See zu beenden, um seine Hauptanstrengung auf
die festländischen Aufgaben zu konzentrieren, um einen blitzähnlichen An-
griff vorzubereiten, den es früher oder später gegen Frankreich zu richten
beabsichtigt. Wir müssen deshalb unser Heer in den Stand setzen, den
furchtbaren Stoß auszuhalten, der vielleicht nicht mehr lange auf sich warten
lassen wird.“ Auch „Eclair“ erwartet von der Wendung der deutschen
Politik eine Schwenkung Englands, das nach diesem Blatte nicht nur Tanger
für sich haben will, sondern sich auch weigert, Frankreichs Schutzherrschaft
über Marokko anzuerkennen und hinterrücks überall in Marokko gegen die
französischen Interessen auftritt.
10. Februar. (Paris.) Die „Messagerie Fluviale du Congo“
wird in eine deutsche Gesellschaft umgewandelt.
11. Februar. (Kammer.) Die Zukunft der Marine.
Bei Beratung des Marinebudgets lobte der Berichterstatter Painlevs
das Personal der Marine als vollständig würdig des Vertrauens des
Landes; der Marineminister Baudin schloß sich diesen Worten an. Er er-
klärte, Frankreich sei entschlossen, die Ueberlegenheit im Mittelmeerbecken
zu behaupten. Das Marineprogramm werde schon 1917, das heißt vier
Jahre früher als vorgesehen, ausgeführt sein. Auch in jenem Zeitpunkt
noch werde die französische Flotte trotz der Fortschritte Jtaliens und Oester-
reich-Ungarns eine geringe Ueberlegenheit gegenüber diesen beiden Mächten
haben, welche sie behaupten würde, eventuell durch Veränderungen oder
Verstärkungen des Marineprogramms, je nach den parallelgehenden An-
strengungen der gegnerischen Marinen. Weiter sagte der Minister, die fran-
zösischen Geschwader würden in den nördlichen Gewässern wieder erscheinen,
sobald die Umstände es erlaubten.
13. Februar. Französisch-amerikanisches Schiedsabkommen
(siehe Vereinigte Staaten 13. Februar).
17. Februar. Der „Temps“ teilt mit, daß die Regierung
drei Entwürfe über die Vermehrung des Landheeres veröffent-
lichen werde.
Entwurf 1 entspricht dem dringenden Wunsch der Artilleriedirektion,
für die festen Plätze Frankreichs, für Umgestaltung der Geschosse und für
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