Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

frankreich. (August 6.—September 13.) 555 
zuführen auf die Feststellungen der Regierungen über die Lage in Europa. 
Die Defensivgeschwader sind für untauglich erklärt. Wir haben kein Recht, 
unseren Offensivgeschwadern etwas an Kraft zu entziehen. Es ist erwiesen, 
daß die Rolle von Rochefort nicht mehr bedeutend sein kann. 
6. August. (Senat.) Artikel 18 des Militärgesetzes, der die 
Dauer des aktiven Dienstes auf drei Jahre festsetzt, wird an- 
genommen. 
7. August. (Senat.) Das Dreijahrsgesetz wird im ganzen 
mit 244 gegen 36 Stimmen angenommen. 
Es stimmten dafür 37 Mitglieder der republikanischen Linken, 
51 Mitglieder der republikanischen Vereinigung, 119 Mitglieder der demo- 
kratischen Linken, 6 republikanische Wilde und 31 Konservative. Dagegen 
stimmten 34 Mitglieder der demokratischen Linken, darunter die ehemaligen 
Minister Maurice Faure und Pelletan, und zwei unabhängige Sozialisten. 
Die ehemaligen Minister Combes und Sarrien sowie d'Estournelles de 
Constant enthielten sich der Abstimmung. 
20. August. Ernennung des früheren Gesandten in Marokko 
Eugene Regnault zum Botschafter in Tokyo. 
20. August. (St. Gervais-les-Bains, Departement Haute- 
Savoie.) Emile Ollivier, 1870 Ministerpräsident, f, 88 Jahre alt. 
13. September. (Paris.) Ein Kommentar zu der Rede des 
Königs von Griechenland über die Vorzüglichkeit der deutschen 
Kriegskunst. 
Der Divisionsgeneral Danglis, derzeit Vertreter der griechischen 
Armee bei den französischen Manövern, und während der Feldzüge in 
Mazedonien Generalstabschef, beantwortete die Frage eines Tempsredakteurs 
über den deutschen und französischen Einfluß auf die griechischen Erfolge 
höchst freimütig: „Mein Souverän wollte betonen, daß er die von ihm als 
Generalissimus angewandten Methoden des Vorschiebens der beiden Flügel 
zur Einschließung der türkischen Heeresmassen in Deutschland gelernt hat. 
Sowohl der Sieg von Tarandaporo wie später der von Jenitza wurden 
durch das resolute Vorgehen unseres linken Flügels errungen. Bei Veria 
hatte die griechische Taktik den Erfolg, die Türken in die Flucht zu schlagen. 
Der große Tag von Janina wurde dadurch entschieden, daß der gegenüber 
unserem Zentrum festgehaltene Feind durch unseren im rechten Augenblick 
erheblich verstärkten linken Flügel niedergeworfen wurde. Also durchweg 
angewandte deutiche Methode. Dies gilt auch von unserer Marschordnung 
in parallel geführten Divisionen ohne gemeinsame Avantgarde. Ich ent- 
nehme, fügte Danglis hinzu, den heutigen Pariser Blättern, daß einer der 
beiden Armeeführer bei den gegenwärtigen französischen Manövern (General 
Pau) die gleiche Aufmarschmethode anwandte. Sie muß also gar nicht so 
schlecht sein, sonst würde sie von einem Ihrer hervorragenden Führer nicht 
nachgeahmt werden. Unser König hatte demnach volle Ursache, dem auf 
der Berliner Kriegsschule genossenen Unterricht die verdiente Huldigung 
zu zollen. Was nun die Erfolge im Kriege gegen die Bulgaren betrifft, 
so war es vorwiegend die altnationale griechische Taktik des enthusiastischen 
Draufgehens, die hier entscheidend war. Diese Taktik hat der französischen 
Militärmission, deren Verdienste um unser Heereswesen unschätzbar sind, 
immer sehr gefallen. Unser König hat sich streng an die Wahrheit gehalten, 
 
	        
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